Forderungen des 27. Deutscher Tierärztetags in Bamberg

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Arbeitskreis 1:
Zucht und Qualzucht von Klein- und Heimtieren

Die Hauptversammlung des Deutschen Tierärztetags 2015 hat folgende Forderungen beschlossen:
An Bundestierärztekammer/Landes-/Tierärztekammern/tierärztliche Verbände Einrichtung einer Internetseite zur Aufklärung über Qualzuchten (Sichtbarkeitsindex erhöhen)
Suchmaschinenoptimierung und Nutzung von Google-Adwords, um bei Recherchen zu typischen Qualzuchtmerkmalsträgern sofort auf die Internetseite hinzuweisen
„Pop-ups“ mit Hinweisen auf die Internetseite bei Suchanfragen im weiteren Verlauf der Recherche (z.B. Suchanfrage „Perserkatze“ -> Öffnen eines Pop-ups mit Link: „Worauf Sie beim Kauf einer Perserkatze achten sollten. Die Bundestierärztekammer informiert!“)
Kontaktaufnahme mit Internetverkaufsplattformen (z.B. EBAY) zur Einschränkung des Handels mit Tieren
Öffentlichkeitsarbeit
Liste von Ansprechpartnern/Sachverständigen für Gerichte (DVG/BTK/TVT)
Erstellen einer vollständigen Liste von bekannten Qualzuchten zunächst von Hunden,
Katzen und Kleinsäugern (DVG/BTK/TVT)
Leitlinien für die Zucht von zunächst Hunden, Katzen und Kleinsäugern als Vorbereitung eines Heimtierzuchtgesetzes und als Hilfestellung für die Gerichte
Sammlung von Urteilen, Veröffentlichungen, Stellungnahmen etc. zum Thema Qualzucht z.B. www.tierschutzurteile.de

An den Gesetzgeber
Qualzuchtgutachten überarbeiten hinsichtlich weiterer Themen und Tierarten (z.B. Kleinsäuger, Reptilien, Pferd, Nutztiere)
Rechtsverordnung, mit der das Qualzuchtverbot gemäß § 11b des Tierschutzgesetzes hinreichend konkretisiert wird
Ausstellungsverbot von betroffenen Tieren in den § 11b TierschG aufnehmen
Werbeverbot mit Tieren, die Qualzuchtmerkmale gemäß Qualzuchtgutachten aufweisen
Verbot des Internethandels mit Tieren
Verpflichtender Sachkundenachweis nach § 11 TierschG für jeden, der Tiere vermehrt; Informationsaustausch der Behörden
Empfehlung Sachkundenachweis für Halter zunächst von Hunden, Katzen und Kleinsäugern
Die tierärztliche Ausbildung (TAPPVo) um Kleinsäuger erweitern
An die Bundesländer
Ausführungshinweise an die Vollzugsbehörden erstellen
An die Züchter
Rassestandards überprüfen: Zitat Qualzuchtgutachten: „Im Bewusstsein ihrer Verantwortung für das Schicksal der ihnen anvertrauten Tiere und Rassen sollten Züchter bzw. Zuchtorganisationen die Zuchtordnungen und Zuchtregeln dahingehend überprüfen, ob bisherige Methoden und Zuchtziele ausreichen, um die Rassen langfristig gesund, leistungsfähig und tierschutzkonform zu erhalten.“
Überbetonung von Rassestandards ist zu vermeiden
Ausstellungswesen reformieren hinsichtlich Überbetonung von Merkmalen und
zuchtbedingten Erkrankungen
Rassespezifische Gesundheitsprüfung zunächst für alle Hunde, Katzen und Kleinsäuger, mit denen eine kontrollierte Fortpflanzung erfolgen soll
Schulung von Zuchtwarten und Zuchtrichtern
An die Tierärzteschaft
Fortbildung
Sachkunde-/Befähigungsnachweis für spezielle Zuchtuntersuchungen
Förderung der Präventivmedizin (wissenschaftlich überprüfte Vorsorgeuntersuchungen zunächst bei Hund, Katze und Kleinsäugern)
Aufklärung von Züchtern, potentiellen Käufern und Tierhaltern
An die Forschung
Erblich bedingte Gesundheitsprobleme definieren
Identifikation von Erbkrankheiten, Aufdeckung des Vererbungsmodus in Zusammenarbeit mit Genetikern und Molekularbiologen, Beratung von Züchtern, Zuchtverbänden und Tierhaltern
Qualifizierte Studien zur Definition von Qualzuchten, Aufzeigen der tierschutzrechtlich relevanten Grenzen der Zucht zunächst von Hunden, Katzen und Kleinsäugern
Zügige Entwicklung, Bereitstellung und routinemäßige Anwendung zuverlässiger Methoden zum Nachweis von Trägern genetisch bedingter klinisch relevanter vererbbarer Krankheiten oder von Defekten bei allen zur Zucht vorgesehenen Tieren
Arbeitskreis 2:
Tierärztliche Bestandsbetreuung – Garant für Tierwohl und sichere Lebensmittel?!
Die Hauptversammlung des Deutschen Tierärztetags 2015 hat folgende Forderungen beschlossen:
1. Der Deutsche Tierärztetag fordert Züchter und Politiker auf, die Ziele der Zucht landwirtschaftlicher Nutztiere zu überprüfen und soweit erforderlich zu korrigieren, so dass durch Hochleistungszucht bedingte Erkrankungsfälle und Schäden vermieden werden.
2. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Rahmenbedingungen in tierhaltenden landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen, um tiergerechte Haltungssysteme und die Implementierung einer flächendeckenden Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung zu ermöglichen. Gegebenenfalls dafür bereitgestellte Mittel müssen zweckgebundene Verwendung finden.
3. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, sicherzustellen, dass die Interpretation von Tiergesundheits- und Tierwohlindikatoren „originär tierärztliche Tätigkeiten“ bleiben. Gleiches gilt für die Festlegung geeigneter Maßnahmen in Fällen festgestellter Abweichungen oder auch zum Zweck weiterer Optimierung.
4. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Forschung, Entwicklung und Lehre auf dem Gebiet der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung intensiv zu fördern.
5. Der Deutsche Tierärztetag fordert die Politik auf, Forschungsprojekte zur Entwicklung und wissenschaftlichen Absicherung alternativer Therapieverfahren zu fördern.
Arbeitskreis 3:
Veränderungen in der Mensch-Tier-Beziehung – der Tierarzt im Spannungsfeld von Vernunft und Emotion
Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert den Gesetz- bzw. Verordnungsgeber auf, folgende Regelungen zu treffen:
Im Tierschutzgesetz die obligatorische Überwachung von Nutztierhaltungen anhand tierbezogener Tierschutzkriterien aufzunehmen, auch vor dem Hintergrund einer Abkehr von der Verdinglichung von Tieren.
Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung anzupassen und die Regelungslücken zu schließen, z. B. für Rinder über 6 Monate und für Puten, Junghennen, Enten und Gänse sowie Geflügelelterntiere.
Ein Prüf- und Zulassungsverfahren für serienmäßig hergestellte Tierhaltungseinrichtungen für alle Tierarten einzuführen.
Auf einen Ausstieg aus der Haltung aller Tierarten auf ausschließlich vollperforierten Böden sowie der ganzjährigen Anbindehaltung bei Rindern und im Kastenstand bei güsten, frühtragenden, ferkelnden und ferkelführenden Sauen hinzuwirken.
Die obligatorische Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen einzuführen.
Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Justizministerien der Länder auf, SchwerpunktStaatsanwaltschaften für veterinärmedizinisch relevante Themen einzurichten. Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Länder auf, den Bereich Ethologie, Tierhaltung, Tierschutz in Forschung und Lehre durch zusätzliche Mittel stärker zu fördern.
Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die Landes-/Tierärztekammern, den bpt und den BbT auf, Fortbildungen zu psychischen Belastungen und zur Psychohygiene für praktizierende Tierärzte und Amtstierärzte anzubieten und Angebote für Supervisionen zu schaffen.
Der 27. Deutsche Tierärztetag fordert die BTK auf:
sich bei den Bundestagsparteien dafür einzusetzen, die Schlussfolgerungen und Forderungen des Gutachtens des Wissenschaftlichen Beirats des BMEL über die Wege für eine gesellschaftlich akzeptierte Nutztierhierhaltung zu unterstützen.
eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die prüfen soll, mit welchen Aktivitäten die Tierärzteschaft vorschulische und schulische Ausbildung bezüglich der Bedürfnisse, Haltung und den Umgang mit Tieren unterstützen kann.

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