Hundegesetze in Theorie und Praxis

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DHVE fordert sachkundige Hundehalter statt restriktiven Verordnungen

Waldems-Esch/Berlin, 04.07.2016 – Berlin bekommt in wenigen Tagen ein neues Hundegesetz. Ohne Hundeführerschein müssen nun alle Halter ihre Hunde an die Leine nehmen. Vor dem Hintergrund eines starken Interesses der Gesellschaft am Thema Hund und Hundehaltung braucht es ganzheitliche Lösungen, befindet Rainer Schröder, Präsident des Dachverband für Haustierverhaltensberatung (DHVE e.V) und 1. Vorsitzender des Berufsverbandes der Hundeerzieher- und Verhaltensberater/innen (BHV e.V.).

Die Politik schafft mit Hundegesetzen und -verordnungen Rahmenbedingungen für das Halten und Führen von Hunden. Rainer Schröder sieht zwei große Schwierigkeiten bei der Gesetzesfindung:  Erstens werde die Fachkompetenz der Experten zu wenig berücksichtigt und nicht umgesetzt. Diese sei aber dringend notwendig, um tatsächlich für alle sinnvolle Verordnungen zu schaffen. „Zweitens betreffen Hundeverordnungen nur den öffentlichen Raum. 75% der Beißunfälle passieren aber im häuslichen Bereich. Dreiviertel der Unfälle mit Hunden werden also durch das Hundegesetz nicht erfasst“, führt Rainer Schröder weiter aus. “Der Fokus auf ein Hundegesetz erscheint geradezu populistisch angesichts der Tatsache, dass jährlich fünfmal so viele Menschen durch die Einwirkung von Pferden und dreimal so viele Menschen durch Bienenstiche als durch die Einwirkung von Hunden umkommen”, so Rainer Schröder.

Hundehalter motivieren

Letztendlich kann eine Reduktion der Zwischenfälle mit Hunden im öffentlichen und privaten Raum nur durch entsprechend vorausschauendes Handeln der Hundebesitzer erreicht werden. Sinnvolle Verordnungen lassen sich also nicht allein durch Restriktionen für Hundebesitzer erwirken. Vielmehr sollten Hundehalter motiviert werden, sich und ihren Hund gut auszubilden, um das Zusammenleben von Hundehaltern und Nichthundehaltern konfliktfrei zu ermöglichen. Dass der Hundehalter seinen Hund in jeder Situation sicher führen kann, bescheinigt ihm die bestandene Prüfung des Hundeführerscheins. „Wer den Hundeführerschein absolviert, sollte belohnt werden“, findet Rainer Schröder. „Das Schadensrisiko wird durch gut ausgebildete Hunde erheblich gesenkt. Einige Versicherungen honorieren den bestandenen Hundeführerschein deshalb mit Preisnachlässen. Auch die Kommunen sollten neben der Aufklärung der Öffentlichkeit auch die Weiterbildung von Hundehaltern unterstützen und fördern“.

Bei der Hundemesse „House of Dogs“, die am 11. und 12. Juni im Berliner Postbahnhof stattfand, wurde zwischen Experten und Hundebesitzern diskutiert, wie man das Zusammenleben von Zwei- und Vierbeinern verbessern kann. Neben der Wahrung des Tierschutzes in Hundeverordnungen wurde die Aufklärung/Weiterbildung für Hundehalter als Schwerpunkt hervorgehoben. Beides kann nur im Dialog von Politik und Experten gelingen und muss den Hundehalter einbeziehen.

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