Greyhound stammt aus Animal Hoarding-Fall in Rheinland-Pfalz

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„Tiersammel-Sucht“ ist großes Tierschutzproblem

Greyhound Jerry, den der Deutsche Tierschutzbund als „Tierheimtier des Monats“ Januar vorstellt, hat mit gerade einmal drei Jahren bereits eine dunkle Vergangenheit hinter sich: Das Veterinäramt beschlagnahmte ihn Anfang 2022 zusammen mit 52 weiteren Greyhounds aus einem kleinen Haus im rheinland-pfälzischen Winterbach. Die Tiere waren in Drahtkäfigen in einem dunklen Zimmer gestapelt und die meiste Zeit sich selbst überlassen. Animal Hoarding, die Sucht Tiere zu sammeln, ist laut dem Deutschen Tierschutzbund ein großes Tierschutzproblem. Der Fall von Jerry ist besonders grausam.

„Jerry war verwahrlost und unterernährt, als er mit neun weiteren Greyhounds ins Tierheim kam, wo wir ihn liebevoll aufgepäppelt haben“, erzählt Ulrike Kronauer vom Tierheim Oberstmuhl. Ein neues Zuhause hat der sensible und anschmiegsame Rüde seitdem aber noch nicht gefunden. „Er ist eine Seele von Hund, der es verdient, die Welt neu zu entdecken. Was er jedoch noch nicht kennt, ist das Spazieren mit Geschirr und Leine, auch wenn wir bereits mit professioneller Unterstützung daran arbeiten, ihn langsam daran zu gewöhnen. Wir suchen deshalb Menschen, die viel Zeit und Geduld mitbringen und mit Jerry an seinen Unsicherheiten arbeiten“, so Kronauer. Im neuen Zuhause ist ein ausbruchssicherer Garten, in dem der Rüde sich lösen und ausgiebig toben kann, bis er sich an Geschirr und Leine zum Spazierengehen gewöhnt hat, unbedingt erforderlich. Da Jerry Kinder bereits kennt, wäre ein Haushalt mit älteren Kindern denkbar. Ein verträglicher Zweithund, an dem sich Jerry orientieren könnte, wäre wünschenswert. Alle Informationen zu Jerry sowie die Kontaktdaten des Tierheims Oberstmuhl finden Interessierte auf www.tierheime-helfen.de.

Jerry aus dem Tierheim Oberstmuhl wurde vom Deutschen Tierschutzbund als „Tierheimtier des Monats“ gekürt. Er stammt aus einem grausamen Animal Hoarding-Fall.
 
Copyright: Tierheim Oberstmuhl

Steigende Tier- und Fallzahlen bei Animal Hoarding

Animal Hoarding kann mit Tiersammel-Sucht oder Tierhorten übersetzt werden. Es beschreibt ein Krankheitsbild, bei dem Menschen Tiere in einer großen Anzahl halten, sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Es fehlt an Futter, Wasser, Hygiene, Pflege und tierärztlicher Betreuung. Die Halter erkennen nicht, dass es den Tieren in ihrer Obhut schlecht geht. Fälle, wie die von Jerry und seiner Artgenossen sind keine Seltenheit: Der Deutsche Tierschutzbund, der seit 2008 Daten und Informationen zu bekannt gewordenen Fällen von Animal Hoarding in Deutschland auswertet, kam zuletzt – für das Jahr 2021 – auf 4.218 gehortete Tiere in 68 Fällen. In den letzten zehn Jahren waren insgesamt mindestens 30.567 Tiere betroffen. „Sowohl bei den Tier- als auch bei Fallzahlen ist die Tendenz steigend“, sagt Nina Brakebusch, Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund. „Ob dies bedeutet, dass zunehmend mehr Tiere gehortet werden oder ob eine gestiegene Sensibilität bei den Behörden und in der Bevölkerung dazu führt, dass mehr Fälle aufgedeckt werden, ist jedoch unklar. In jedem Fall ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.“

Über die Aktion „Tierheimtier des Monats“:

Mit der Aktion „Tierheimtier des Monats“ unterstützt der Deutsche Tierschutzbund im Rahmen seiner Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ (www.tierheime-helfen.de) seine Mitgliedsvereine bei der Suche nach einer passenden Familie für Tierheimbewohner, die es bei der Vermittlung etwas schwerer haben.

Quellenangabe
Beitrag / Bild: Deutscher Tierschutzbund e.V.