Animal Hoarding-Fälle steigen um 50 Prozent

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– rund 6.700 Tiere betroffen –

Das krankhafte Sammeln von Tieren hat 2023 im dritten Jahr in Folge einen traurigen Rekord erreicht. Das zeigt der jetzt veröffentlichte Bericht des Deutschen Tierschutzbundes: 115 Fälle von Animal Hoarding mit 6.691 betroffenen Tieren wurden dem Verband im vergangenen Jahr bekannt. Damit stieg deren Anzahl im Vergleich zu 2022 um über 2.000. Pro Monat wurden durchschnittlich zehn Fälle bekannt – vier mehr als in den beiden Vorjahren. Spitzenreiter ist wieder Nordrhein-Westfalen mit 36 Fällen. Der Umstand, dass ein Drittel der beschlagnahmten Tiere schwer krank ist, führt bei den ohnehin stark belasteten Tierheimen zu großen finanziellen und räumlichen Schwierigkeiten.  Sie können die Versorgung und Unterbringung der meist völlig verwahrlosten Tiere kaum stemmen.

„Die Auswirkungen von Animal Hoarding sind katastrophal. Die Tiere sind oftmals verwahrlost, trächtig sowie krank und zeigen Verhaltensauffälligkeiten. Da es sich bei der Tier-Sammelsucht um ein Krankheitsbild handelt, bemerken die Betroffenen oft gar nicht, dass es ihnen und ihren Tieren schlecht geht und horten immer weiter“, sagt Nina Brakebusch, Fachexpertin für Animal Hoarding beim Deutschen Tierschutzbund. Falls es dann zu einer behördlichen Beschlagnahmung der Tiere kommt, landen sie in den Tierheimen, die ohnehin aktuell am Limit sind.  Dies führt zu weiteren erheblichen finanziellen Belastungen. „Viele Tiere aus Animal Hoarding-Fällen sind mangelhaft sozialisiert und leben daher viele Jahre im Tierheim, bis sie vermittelt werden können“, so Brakebusch.

Beim größten, jemals vom Deutschen Tierschutzbund erfassten Fall, hortete eine Frau in einem Haus in Altenkirchen über 2.000 Ratten –  von denen viele Tiere trächtig waren. In dem Bericht für 2023 stechen die kleinen Heimtiere mit insgesamt 3.346 Individuen daher zahlenmäßig heraus. Die am häufigsten gehorteten Tiere waren 2023 wieder Katzen mit 1.930 Tieren – knapp 1.000 Tiere mehr als im Vorjahr –  in insgesamt 59 Fällen, gefolgt von Hunden mit 716 Individuen. Seit Beginn der umfangreichen Fallsammlungen im Jahr 2012 waren bis 2023 über 42.000 Tiere von Animal Hoarding betroffen.

Für die ohnehin vollen Tierheime, die beschlagnahmte Tiere aus Animal Hoarding-Fällen im Auftrag der Kommunen aufnehmen und versorgen, stellt jeder einzelne Fall eine enorme zusätzliche Belastung dar.  So blieben die meisten Tierheime auch 2023 auf den entstandenen Kosten sitzen: „Nur fünf der dem Tierschutzbund angeschlossenen 550 befragten Tierheime meldeten eine kostendeckende Erstattung durch die Kommunen nach einem Animal Hoarding-Fall zurück“, so Brakebusch. Als Dachverband fordert der Deutsche Tierschutzbund eine kostendeckende Zahlung für die Übernahme kommunaler Pflichtaufgaben. Gleichzeitig müsste das Problem auf bundespolitischer Ebene nachhaltig eingedämmt werden. Dafür braucht es eine Heimtierschutzverordnung mit eindeutigen Vorgaben für Zucht und Haltung und verpflichtendem Sachkundenachweis, ein übergreifendes Zentralregister für straffällig gewordene Tierhalter sowie die Anerkennung von Animal Hoarding als Krankheitsbild, um den betroffenen Personen bessere Therapiemöglichkeiten zu bieten. Um ein besseres Verständnis für dieses Phänomen zu gewinnen und geeignete Maßnahmen zur Prävention zu entwickeln, hat der Deutsche Tierschutzbund zudem ein interdisziplinäres Forschungsprojekt ins Leben gerufen.

Quellenangabe
Beitrag: Deutscher Tierschutzbund e.V.