TOP 10 der Trainingsfehler und wie man sie vermeiden kann

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Unser Hund spricht leider nicht unsere Sprache, aber trotzdem ist er der beste Freund des Menschen. Mit einem Hund zu trainieren und die Früchte dieses Trainings zu ernten, lohnt sich. Aber was, wenn etwas einfach nicht so klappen möchte, wie wir Menschen uns das vorstellen?

 

Hier die TOP 10 der häufigsten Trainingsfehler und wie man sie vermeiden kann.

 

  1. Belohnung oder Bestechung

Mein Hund muss „Sitz“ auch ohne Bestechung ausführen“ – RICHTIG, wir sollten unsere Hunde weniger bestechen, aber oft viel mehr belohnen. Aber was heißt das? Ein Signal, welches der Hund nur ausführt, weil er den Keks schon vor der Handlung in der Hand seines Menschen sieht, wird weniger freudig ausgeführt, als wenn das Leckerli nicht parat liegt. Seien Sie klug und zeigen Sie die Belohnung erst, wenn der Hund das Signal ausgeführt hat! Und seien Sie kreativ und wechseln Ihre Belohnung. Es muss nicht immer der Keks sein, den der Hund tagein/tagaus bekommt! Halten Sie die Spannung aufrecht und überraschen Sie ihn zwischendurch mit Käse, einem Stück Wurst, seinem Lieblingsball oder einfach mit freundlichen Lob. Ihr Hund wird Ihnen zeigen welche Belohnung er toll findet.

  1. Doppelte Signale

Ihr Wunsch ist es, dass Ihr Hund seinen Popo sofort auf die Erde setzt, wenn Sie das Signal „Sitz“ geben, aber die Wirklichkeit sieht anders aus? Erst nach dem dritten Mal „Sitz“ sagen wird langsam der Popo Richtung Erde gerichtet? Ihr Hund hat vielleicht gelernt, dass Sie es da nicht so genau nehmen und der Keks auch kommt, wenn er sich erst auf das dritte „Sitz“ hinsetzt. Werden Sie genauer und bauen sie Abwechslung ein. Führt der Hund das Signal schnell und aufs erste Wort aus, belohnen Sie ihn fürstlich. Für ein verzögertes „Sitz“ loben Sie weniger überschwänglich. Ihr Hund wird schnell merken, dass es sich lohnt Ihren Signalen schnell und richtig umzusetzen.

ACHTUNG: Es kann sein, dass Ihr Hund ein Signal gar nicht ausführen kann, weil er es noch nicht gelernt hat – darauf kommen wir im nächsten Punkt!

3.„EIGENTLICH kann mein Hund sich auf Signal hinsetzen“

Sie haben viel mit Ihrem Hund Zuhause und im Garten geübt und sobald sie das Signal „Sitz“ geben, klappt Ihr Hund regelrecht zusammen und schmeißt den Popo auf die Erde? Wow! Sie waren wirklich fleißig! In der Stadt aber sieht das ganz anders aus und Ihr Hund „ignoriert“ Sie einfach – dabei KANN er doch „Sitz“! Nein, leider nicht! Ihr Hund lernt kontextabhängig. Es ist immer empfehlenswert ein neues Signal in gewohnter Umgebung zu üben. Hier haben Sie Zeit und der Hund kann stressfrei lernen. Verändern Sie dann den Kontext und wechseln zum Beispiel vom Garten in den Park, kann es so wirken als ob Ihr Hund einfach nur stur ist. Gehen Sie daher nochmals einen Trainingsschritt zurück, wenn Sie den Kontext also die Umgebung oder Ablenkung ändern. Wenn Ihr Hund im ruhigen Garten nach einiger Zeit auf Ihr Wortsignal „Sitz“ den Popo auf den Boden schmeißt, braucht er im Park, mit den vielen Gerüchen, Menschen und anderen Hunden, wahrscheinlich noch Ihre Hilfe um sich an diese Handlung zu erinnern.

  1. Eine weitere Falle im Erlernen eines neuen Signals

Sie trainieren gerade ein neues Signal, z.B. „Steh“, und die ersten Übungen verliefen richtig gut. Sie haben optimal nach den Regeln der Lerntheorie begonnen, dass neue Signal in einer ablenkungsarmen Umgebung zu trainieren und Ihr Hund war motiviert dabei. Doch nun zeigt Ihr Hund bei dem „Steh“, Meideverhalten. Er dreht den Kopf weg, hechelt, setzt sich hin und kratzt sich. Was ist passiert? Ihr Hund zeigt Ihnen durch die Übersprungshandlung, dass er das gewünschte Verhalten nicht abrufen kann. Warum ist das so? Wird ein neues Signal trainiert, kann es zu einem „Lernknick“ kommen. Es werden neue Verknüpfungen geschaffen und das bedeutet, dass der Hund für einen individuellen Zeitraum das gewünschte Verhalten nicht verlässlich abrufen kann, quasi bis im Gehirn alles richtig verankert ist. Bleiben Sie mit Motivation und Geduld am Ball und steigern Sie den Schwierigkeitsgrad von Ablenkung oder Umgebung noch nicht.

  1. Der Körper spricht

Haben Sie beim Trainieren des neuen Signals darauf geachtet, was für Körper- Gestik und Stimmenlage eingesetzt wurden? Die Motivation zu Beginn einer neuen Übung ist in der Regel sehr hoch. Sie setzen Ihren Körper und eventuelle Hilfsmittel ein um zu zeigen, was Ihr Hund in Zukunft tun soll. Hunde orientieren sich dabei auf die am stärksten wirkenden Hinweise. Er fotografiert förmlich Ihren Ausdruck und macht daran fest, wann Sie die neue Übung von ihm wünschen. Machen Sie sich also vorab einen Plan. Überlegen Sie sich genau, mit welchem Signal Ihr Hund die neue gewünschte Handlung zeigen soll. So kann Ihr Hund verlässlich und ohne Fehlassoziationen lernen.

 

                                                                                                                                                                Anzeige
  1. Stimmungsübertragung

Bei Punkt 5. wurde Ihre Körpersprache angesprochen. Zu der Körpersprache gehören auch Gefühle oder Emotionen, die über Stimmungen übertragen werden. Sie haben es bestimmt schon erlebt, dass Ihr Hund an einem stressigen Tag Abstand vor Ihnen hält. Oder, wenn Sie trainieren wollen und kurz vor dem Training eine Mitteilung erhalten, die Sie aus einer entspannten Stimmung reißt und Ihr Hund daraufhin Signale verweigert.

Hunde nehmen soziale Partner ganzheitlich war. Das bedeutet, dass hormonelle Veränderungen im Körper des Halters wahrgenommen werden, die automatisch zu einer veränderten Körperkontrolle führen. Auch Ihre Stimme transportiert Ihre Stimmung weiter, auf die Ihr Hund reagieren wird. Meist ist es dem Hundehalter nicht bewusst, was er über Stimmungsübertragung vermittelt. Was tun, wenn Sie bemerken, dass Ihre Stimmung nicht entspannt ist. Bevor Sie mit Ihrem Hund aktiv werden, gehen Sie kurz in sich und fühlen, wie es Ihnen geht. Sind Sie angespannt, machen Sie Atemübungen und tun Sie Dinge, die Sie erfahrungsgemäß in Ihre innere Mitte zurückführen. Dann steht einem erfolgreichen Training nichts mehr im Wege.

  1. Die Sache mit dem Nö und Nein

Kennen Sie das auch? Es gibt so Tage, an denen man gern mal Fünfe gerade sein lässt. Da fängt der Hund im Garten an zu buddeln, was Sie sonst nicht durchgehen lassen und mit einem konsequenten NEIN reagieren, doch das Beet soll ja eh neu angelegt werden und Ihre Reaktion ist „och nö, lass das mal.“ Ihr Hund wird mit Freude weitermachen. Wird im Training ähnlich gehandelt wie im Beispiel, werden Sie in Zukunft Probleme haben, dass Ihr Hund verlässlich ein Signal ausführt. Hunde sind besonders, wenn es sich um Regeln handelt, sehr genau, denn sie bedeuten Sicherheit. Entscheiden Sie ja oder nein, kein vielleicht.

  1. Konsequenz – der Schlüssel zum Erfolg

Viele Hundehalter assoziieren das gemeinsame Leben mit Hund in Verbindung mit Freizeit, Freiheit und Genuss. Das sind rein menschliche Bedürfnisse, die sich mit dem Wort Konsequenz nicht immer vereinbaren lassen. Konsequenz ist wertvoll und ja, teilweise auch anstrengend. Die gute Nachricht dabei ist, dass der Mensch ein „Gewohnheitstier“ ist. Je konsequenter Sie im Umgang mit Ihrem Hund handeln, desto seltener müssen Sie sie anwenden.

  1. Für Alternativen sorgen

Gerade in Alltagssituationen passiert es häufig, dass Hunde situativ korrigiert werden. Zum Beispiel durch ein „Nein“ oder „lass das“. Ihr Hund hört vielleicht auch mit dem unerwünschten Verhalten auf, doch im nächsten Moment, zeigt er erneut das unerwünschte Verhalten. Was fehlt an dieser Stelle, dass Ihr Hund ein gewünschtes Verhalten zeigt? Grundsätzlich sollte nach einem erfolgten Handlungsabbruch ein Alternativverhalten trainiert werden. Also ein Verhalten, dass Ihr Hund stattdessen tun soll. Je nach Situation kann das ein „Sitz“, „Steh“, „Platz“ oder „Schau“ sein.

  1. Lohn ein Leben lang

Kennen Sie das? Wenn eine Aufgabe aus Gewohnheit oder zur stetigen Zufriedenheit erledigt wird, erhält man immer weniger Lob. Gleiches gilt für den Hund. Da sich der Hund jedoch in einem menschlichen Umfeld befindet, ist jeder Tag eine neue Herausforderung. Bestimmt haben Sie sich auch schon mal dabei ertappt, dass ein Lob automatisch ausgesprochen wurde, so als würden Sie den Einkaufszettel ablesen?

Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit doch mal für ein paar Tage auf die Dinge, die mit Ihrem Hund bereits automatisch funktionieren und belohnen Ihren Vierbeiner mit einem ausgesprochen tollen Lob.

 

Zur Person

Kristiana Ziemer-Falke:
Abitur und dann Hundetrainer/ Verhaltensberater/ Tierheilpraktikerin (zwischendurch habe ich Seehunde aufgezogen und trainiert) und derzeit in Ausbildung zur HP-Psych

www.ziemer-falke.de