Pfote geben?

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Erwartungshaltungen bestimmen das Handeln von Hunden

Ungleichheit resultiert in negativen Reaktionen. Dieser Gerechtigkeitssinn beschränkt sich nicht auf den Menschen und wurde im Experiment auch bei vielen nichtmenschlichen Tierarten nachgewiesen. Haushunde eignen sich besonders, um diese Ungleichheitsaversion zu untersuchen. Eine soeben veröffentlichte Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien fügt dem bisherigen Wissen einen neuen Aspekt hinzu: Das Forschungsteam fand heraus, dass der beobachteten Reaktion von Hunden die wahrgenommene Erreichbarkeit einer Belohnung – also eine Erwartungshaltung – zugrunde liegen könnte.

Haushunde zeigen eine grundlegende Form der Aversion gegen Ungleichheit – sie weigern sich, weiterhin an einer Aufgabe mit einem Experimentator teilzunehmen, wenn sie in Gegenwart eines anderen, belohnten Hundes nicht belohnt werden. Dies demonstrierte ein Team um Friederike Range, stv. Leiterin des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Vetmeduni, erstmals anhand der sogenannten „Pfotenaufgabe“. Diese im Jahr 2009 veröffentlichte Studie erregte internationales Aufsehen.

Im zugrundeliegenden Experiment sollten Hunde immer wieder die Pfote geben und erhielten jeweils identische oder unterschiedliche Belohnungen. Bekamen sie im Gegensatz zum anderen Hund keine Leckerlis, verweigerten sie das Pfotegeben. Waren jedoch keinen belohnten Artgenossen zugegen, so gaben die Hunde einem Experimentator häufiger ohne Belohnung ihre Pfote – ein Beleg für die Abneigung gegen Ungleichheit, der sich in mehreren weiteren Studien bestätigte.

Sinn für Gerechtigkeit …

In der aktuellen Studie prüften die Forscher:innen nun eine neue Hypothese: Anstatt Ungleichheit abzulehnen, könnten Hunde ihre Pfote aus einem anderen Grund häufiger geben, wenn ein Partner abwesend ist. Und zwar aufgrund der Vorgehensweise des Experimentators, bei der dieser Leckerlis vor dem Versuchstier bewegt, um das Füttern eines Artgenossen nachzuahmen. Diese Aktion könnte die Wahrnehmung der Versuchstiere hinsichtlich der Erreichbarkeit einer Belohnung erhöhen.

… oder Erwartungshaltungen als Auslöser?

„Wir haben diese Hypothese getestet, indem wir bei der ‚Pfotenaufgabe‘ eine verbesserte Kontrollbedingung eingeführt haben: Hunde wurden nicht belohnt, wenn sie in Gegenwart einer Box mit einer Belohnung* ihre Pfote gaben“, erklärt Jim McGetrick, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter des KLIVV der Vetmeduni. Resultat: Die Dauer des Pfotegebens unterschied sich nicht – egal ob der Partner ein anderer Hund oder eine Box war. Darüber hinaus gaben Hunde die Pfote öfter, wenn kein weiterer Hund anwesend war und der Experimentator das Füttern eines Hundes nachahmte, als wenn Leckerlis in die Box gelegt wurden. Dazu McGetrick weiter: „Zusammenfassend legen unsere Ergebnisse nahe, dass die längere Dauer des Pfotengebens in der Kontrollbedingung ohne Belohnung in Ungleichheitsstudien mit Hunden durch die erwartete Erreichbarkeit von Belohnungen bestimmt wird. Dies kann die Illusion erzeugen, dass Hunde in der Versuchsbedingung der Ungleichheit aufgrund echter Ungleichheitsaversion mit dem Pfotegeben aufhören.“


*Die Belohnung wurde jedes Mal durch den Versuchsleiter in der Box platziert. Die Hunde sahen dabei vorab zu.


Der Artikel „Perceived reward attainability may underlie dogs’ responses in inequity paradigms“ von Jim McGetrick, Hugo Peters, Anna D. J. Korath, Romana Feitsch, Susanne Siegmann und Friederike Range wurde in „Scientific Reports“ veröffentlicht.

Quellenangabe
Beitrag: Vetmeduni