Hunde müssen schnüffeln

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Mit einfachen Tricks können Hundehaltende die Tiere bei der Nasenarbeit unterstützen
Stuttgart, im Juni 2023 – Der wichtige Riecher: Welcher Hundehalter kennt das nicht? Die Zeit drängt bei einem Spaziergang und der Vierbeiner bleibt immer wieder stehen, um zu schnüffeln. Schnell wird an der Leine gezogen und so der kurze Stopp unterbrochen. Worüber sich Menschen in der Regel kaum Gedanken machen, hat für die Tiere Konsequenzen: Sie werden bei der Informationsaufnahme gestört. Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA, erklärt, warum die Nase für Hunde so wichtig ist, warum der Hundekörper beim Schnüffeln auf Hochtouren läuft und wie Tierhaltende die Vierbeiner bei der Nasenarbeit unterstützen können.
 
„Verglichen mit dem Menschen haben Hunde etwa zehnmal mehr Riechzellen – sie sind wahre Schnüffelweltmeister. Deshalb ist es für sie auch so wichtig, die Umgebung beim Spaziergang ausgiebig mit der Nase zu erkunden“, so Monic Moll. „Das intensive Schnüffeln ist ein Hunde-Grundbedürfnis. Für Menschen ist es vergleichbar mit Zeitung lesen oder einem informativen Treffen mit Bekannten. Bei Spaziergängen muss auf die Tier-Bedürfnisse geachtet werden und die Zeit den Hunden gehören.“
 Durch das Schnüffeln versorgen sich Hunde mit Informationen aus ihrer Umgebung und kommunizieren mit ihren Artgenossen: Über das gegenseitige Beschnuppern lernen sich Hunde näher kennen. Sie bringen so in Erfahrung, wie es um das Geschlecht, das Alter, die Paarungsbereitschaft, das Gemüt, die Gesundheit und die Ernährung des anderen steht. Für Hunde sind das wesentliche Informationen, die Auskunft darüber geben, ob der Artgenosse sich beispielsweise zur Fortpflanzung eignet oder eine Bedrohung darstellt.


Egal ob Welpe oder Senior, groß oder klein – jeder Hund will schnüffeln: Auch Hunde kleiner „Rassen“ haben das Bedürfnis, ausgiebig spazieren zu gehen und dabei die neusten Informationen zu sammeln. Für Chihuahua und Co. ist es eine Qual, ständig auf dem Arm oder in einer Tasche herumgetragen zu werden und so niemals richtig Hund sein zu dürfen. Selbst wenn Vierbeiner nicht so weit laufen können, sollte man die Zeit fürs ausgiebige Schnüffeln einplanen und interessante Routen für die Hunde auswählen. Am besten eignen sich dazu Wege, die etwas ruhiger sind und auch von anderen Hundehaltenden gerne zum Spazierengehen ausgewählt werden. 


Schnüffeln kann im Umgang und Sozialverhalten mit anderen Vierbeinern der Beschwichtigung dienen: Es ist also immer situationsbedingt zu bewerten. Trifft der Vierbeiner auf einen anderen Hund, kommt es häufig vor, dass sich einer der beiden plötzlich abwendet, um an etwas zu schnüffeln. Dieses leichte „aus dem Weg gehen“ kann in potenziell angespannten Situationen deeskalierend wirken.


In der Natur gibt es tolle Möglichkeiten für Nasenarbeit mit dem Hund: Hunde können durch ihren ausgeprägten Geruchssinn unter anderem Richtungen orten und in ihrem Gehirn eine Art Geruchskarte erstellen. Auf ihren täglichen Spaziergängen nehmen sie viele Spuren wahr, beispielsweise eine Maus, einen Igel und andere Wildtiere, die den Weg gekreuzt haben. Hunde jagen zu lassen, ist allerdings tabu! Als Alternative können Menschen die Tiere mit Suchspielen positiv beschäftigen. Das Lieblingsspielzeug oder aus besonderen Leckerbissen eine Spur zu legen, schafft Abwechslung. Auch Leckerchen in Baumrinden, hinter Hecken, auf Bänken oder unter Blättern versteckt kommen bei den meisten Hunden gut an.


Die eigenen vier Wände eignen sich gut zum intensiven Schnüffeltraining: In passenden „Schnüffelteppichen“, die im Fachhandel erhältlich sind, oder selbst gebastelten „Such-Boxen“ aus Karton können Hundehaltende die Lieblingsleckerchen oder das Lieblingsspielzeug des Vierbeiners verstecken. Ein Training, das den Hund auch mental auslastet und ihn kreativ beschäftigt, während menschliche Familienmitglieder z. B. im Homeoffice arbeiten.


Achtung: Nasenarbeit ist für Hunde sehr anstrengend. Tierhaltende müssen dafür sorgen, dass die Tiere Zugang zu frischem Wasser haben, denn ihre Nasenschleimhäute werden bei den Suchspielen schnell trocken. Während der Nasenarbeit atmen Hunde bis zu 300 Mal pro Minute ein und aus, durch das Hecheln und Schnüffeln verlieren sie viel Wasser. Nach gut zehn Minuten intensiven Trainings sind ungeübte Tiere völlig außer Atem. Kein Wunder, sie vollbringen schließlich körperliche und geistige Höchstleistung.

Quelleangabe
Beitrag: PETA Deutschland e.V.