Dramatischer Anstieg der Zahl ausgesetzter Tiere befürchtet

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Bis zu 80.000 Tiere werden jährlich deutschlandweit mutwillig auf Parkplätzen, Feldern oder in Wäldern zurückgelassen

Stuttgart, 21. Juli 2022 – Jedes Jahr werden in den Sommermonaten alleine in Deutschland zwischen 50.000 und 80.000 Hunde, Katzen, Exoten, Kaninchen und andere sogenannte Haustiere an Autobahnraststätten, im Wald oder an abgelegenen Feldwegen ausgesetzt. Für die Tiere beginnt damit ein Martyrium. Wer nicht verdurstet oder verhungert, lebt in der Gefahr, überfahren oder von anderen Tieren angefallen zu werden. Häufig sind die Tiere in einem völlig verwahrlosten Zustand durch schlechte Haltung und benötigen dringend schnelle Hilfe. Doch was ist zu tun, wenn ein ausgesetztes Tier entdeckt wird? Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA, hat einige Tipps zusammengestellt.

„Insbesondere zur Urlaubszeit gilt: Augen auf! Hunde werden oft einfach am Straßenrand, an Bahnhöfen oder an Raststätten festgebunden und zurückgelassen, Kleintiere in Pappkartons ausgesetzt. Aufmerksame Menschen, die genauer hinsehen, können oftmals Leben retten“, so Monic Moll. „Grundsätzlich gilt: Wer Tiere aussetzt, begeht damit eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz und muss mit einer Geld- oder sogar Freiheitsstrafe rechnen.“

Hunde:

  • Personen, die einen angebundenen, einsam wirkenden Hund sehen, sollten ihn einige Zeit beobachten, um zu schauen, ob wirklich kein Halter oder keine Halterin zurückkehrt.
     
  • Liegt der Verdacht nahe, dass das Tier ausgesetzt wurde, muss schnellstmöglich die Polizei oder das örtliche Tierheim informiert werden. Bis Hilfe eintrifft, sollte der Hund nicht alleine gelassen werden.
  • Dem Hund muss Wasser angeboten werden, da er eventuell länger nichts getrunken hat. An warmen Tagen ist Flüssigkeitsverlust sehr gefährlich für den Organismus – der Vierbeiner könnte in Lebensgefahr sein. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Hund nur noch flach atmet, sich kaum bewegt, apathisch ist und auf äußere Reize nicht mehr reagiert. Auch stark blutende Verletzungen können schnell lebensbedrohlich werden. Wenn Lebensgefahr besteht und es die Umstände ermöglichen, muss der Hund umgehend tierärztlichem Fachpersonal vorgestellt werden.
     
  • Ausgesetzte Hunde dürfen von hundeunerfahrenen Menschen nicht angefasst werden. Haben die Tiere Angst oder Schmerzen, können sie schlimmstenfalls beißen.
  • Es empfiehlt sich hingegen, aus ein paar Metern Entfernung sanft und ruhig mit dem Vierbeiner zu sprechen. Eine vertrauensvolle Stimme kann beruhigend wirken. Die Tiere sollten nicht gestresst werden oder schlimmstenfalls in Panik geraten, daher gilt zu jeder Zeit ein behutsamer Umgang.
     
  • Ausgesetzte Tiere dürfen nicht einfach mitgenommen werden. In Deutschland muss die Auffindung gemeldet werden, da das Fundrecht anzuwenden ist.

Kleintiere:
Kleintiere werden häufig in Kartons ausgesetzt. Besonders bei Hitze gilt es, die Tiere umgehend aus der Sonne zu nehmen und ihnen Wasser zu trinken anzubieten. Sie können sich in Lebensgefahr befinden und sollten, wenn die Möglichkeit besteht, umgehend in einer tierärztlichen Praxis vorgestellt werden.
Beim Einfangen von Kleintieren ist es sinnvoll, wenn nötig, das zuständige Tierheim um Mithilfe zu bitten. Es ist für Fälle dieser Art gewappnet und hat die entsprechende Ausstattung, um Tiere in Sicherheit zu bringen.


PETA macht darauf aufmerksam, dass das Aussetzen von Tieren laut § 3 Tierschutzgesetz verboten ist und den Straftatbestand der Tierquälerei nach § 17 Tierschutzgesetz erfüllen kann. Dies kann mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden. Für die nicht artgerechte Unterbringung und Versorgung von Tieren sowie die bewusste Unterlassung notwendiger Hilfeleistung greifen dieselben Gesetze.

Bevor Menschen einem Tier ein Zuhause geben, müssen sie sorgfältig abwägen, ob sie der Verantwortung gewachsen sind. Das Zusammenleben mit einem tierischen Mitbewohner kann sehr erfüllend sein, bedeutet aber eine Sorgfaltspflicht – für viele Jahre und in allen Lebenslagen, auch zur Urlaubszeit. Mit dem Kauf von Tieren im Internet, im Zoohandel oder bei Züchterinnen und Züchtern wird Tierleid gefördert. Steigt die Nachfrage, „produzieren“ profitorientierte Menschen immer mehr Hunde, Katzen oder Kaninchen unter meist tierschutzwidrigen Bedingungen. Tiere sollten immer aus dem Tierheim adoptiert werden, aber nur, wenn ihnen wirklich ein langfristiges Zuhause geboten werden kann.

Quellenangabe
Beitrag: PETA Deutschland e.V.