Den Hund auf Trab halten

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Arthrose ist die häufigste Ursache für Schmerzen beim Hund. Betroffen sind nicht nur ältere Tiere.

Nebel, Regen, stürmische Winde – der Herbst zeigt sich an so manchem Tag von seiner wenig angenehmen Seite. Wie gut, wenn auch der Hund ein warmes Plätzchen diesem „Schmuddelwetter“ vorzieht. Doch halt! Anstatt sich über einen gemütlichen Sofa-Tag zu freuen, sollten Herrchen und Frauchen jetzt lieber stutzig werden. Wenn Hunde keine Lust mehr auf Bewegung haben, ist das kein gutes Zeichen. Oftmals stecken Schmerzen dahinter.

Die häufigste Ursache für Schmerzen beim Hund ist die Arthrose, also ein Gelenkverschleiß, der das übliche altersbedingte „Zipperlein“ überschreitet. Was passiert? Der Gelenkknorpel ist von einer zähen Flüssigkeit, der Synovia, überzogen. Diese Gelenkschmiere sorgt dafür, dass sich Gelenkflächen reibungslos gegeneinander bewegen können. Sie federt auch harte Stöße, wie sie beim Laufen und Springen entstehen, ab. Kommt es in diesem Zusammenspiel zu Störungen, sind dauerhafte Schäden die Folge.

Meist tritt die Arthrose bei älteren Tieren auf, doch auch junge Hunde können betroffen sein. Rasse und Größe spielen eine Rolle, anatomische Fehlstellungen, Übergewicht, übertriebenes Training oder bakterielle Infektionen können ebenfalls zu Gelenkentzündungen führen. Es gibt sogar Hinweise darauf, dass sich eine Fehlernährung im Welpenalter später zu einer handfesten Arthrose auswachsen kann. Dennoch ist das Alter – und der damit verbundene Verschleiß – die häufigste Ursache für die Arthrose.

Die Hundephysiotherapie ist heute weit fortentwickelt. Ein kontrolliertes Bewegungstraining und Massagen gehören zum Therapiepaket. Foto: BfT/Adobe

Leider ist Arthrose nicht heilbar. Der Hundehalter muss dennoch nicht hilflos zusehen. Der Tierarzt kann zum Beispiel Schmerzmittel verschreiben, die unmittelbar Linderung bringen. Das ist auch deshalb so wichtig, damit der Hund die Lust an der Bewegung nicht verliert. Weitgehend schmerzfrei zu sein, ist die Voraussetzung für Therapien unterschiedlichster Art. An erster Stelle steht kontrolliertes Bewegungstraining, damit die Gelenke nicht ganz „einrosten“. Auf Gewaltmärsche sollte man verzichten, besser sind häufigere, dafür kürzere Spaziergänge.

Auch die Hundephysiotherapie ist heute weit fortentwickelt. Die Behandlungen gleichen denen aus der Humanmedizin. Massagen, Kälte- und Wärmeanwendungen oder Ultraschalltherapien gehören dazu. Schwimmen hat ebenfalls einen guten Trainingseffekt. Noch besser bewährt haben sich Unterwasserlaufbänder, die bereits in einigen Tierarztpraxen angeboten werden. Auf dem Laufband bleibt der Hund gezielt und relativ schmerzfrei in Bewegung. Untersuchungen haben gezeigt, dass mit Wassertherapien der Muskelaufbau gefördert und die Beweglichkeit Arthrose-geschädigter Hunde deutlich verbessert werden kann. Angenehmer Nebeneffekt: Aktive Hunde nehmen weniger zu, das entlastet die Gelenke zusätzlich. Unterstützend wirken auch Nahrungsergänzungsmittel mit knorpelaufbauenden oder entzündungshemmenden Eigenschaften.

Was in den Gelenken passiert

Zur harmonischen Bewegung gehört ein ungestörtes Zusammenspiel von Knochen, Muskeln und Bändern. Um dies zu gewährleisten, sind die Gelenke als bewegliche Verbindung der starren Knochen ganz speziell und sehr funktionsfähig aufgebaut: Gelenke bestehen aus einer Gelenkkapsel, die das Gelenk nach außen abschließt. Innen sind sie mit einer Synovialmembran ausgekleidet, die die Gelenkflüssigkeit, also die sogenannte »Gelenkschmiere« (Synovia) bildet.

Die Knochenenden sind mit einer Knorpelschicht überzogen. Dieser  Gelenkknorpel hat eine besonders wichtige Aufgabe, denn er besitzt eine enorme Pufferwirkung (»Stoßdämpfer«) und ist somit für die Stoß- und Druckfestigkeit des Gelenks und die Druckdämpfung jeder Bewegung zuständig. Ohne diese Dämpfung wäre ein geschmeidiges Bewegen, geschweige denn ein Belasten der Gelenke, gar nicht möglich. Bereits ein kleiner Fehler in diesem ausgeklügelten System kann schwerwiegende Folgen haben.

Eine chronische Gelenkerkrankung bezeichnet man als Arthrose. Diese beginnt mit einer Verletzung im Gelenkknorpelbereich. Ursache solcher Knorpelschäden können z. B. traumatische Verletzungen (Zerrung, Verstauchung), Wachstumsstörungen, die Folgen anatomischer Fehlstellungen (Hüftdysplasie), übermäßiger Verschleiß bei alten oder übergewichtigen Tieren oder die Folge bakterieller Infektionen sein.

In jedem Fall kommt es zu einer Reihe von Veränderungen: Der geschädigte Knorpel provoziert eine Entzündung der Synovialmembran, die Membran schwillt stark an und sezerniert vermehrt Synovia (Reizerguss). Dies und eine gleichzeitige Entzündung der Gelenkkapsel führen zur Schwellung und verstärkten Durchblutung des Gelenks. Die Entzündungssymptome Rötung, Schwellung, Schmerz und Funktionsstörung des Gelenks (Lahmheit) werden sichtbar. Im Anschluss daran kommt es zu einer faserigen Verdickung der Gelenkkapsel, zur Ausbildung sogenannter »Osteophyten« (Zubildungen am Knochen) und zur irreversiblen Gelenkknorpeldegeneration. Eine chronische Gelenkerkrankung – die Arthrose – ist entstanden.

Die Therapien von Erkrankungen des Bewegungsapparates reichen von strikter Ruhe, Einsatz von Wärme, gezieltem Bewegungstraining zum Muskelaufbau, spezieller Medikamentengabe, Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion bis hin zu größeren orthopädischen OP´s.

Den Schmerz lindern

Alle therapeutischen Maßnahmen haben zum Ziel, die Schmerzhaftigkeit der Erkrankung zu bekämpfen und vor allem die Gelenkfunktion zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Sinnvolle und tatkräftige Unterstützung finden die verschiedenen Therapiemöglichkeiten durch den Einsatz entzündungshemmender und zugleich schmerzstillender Mittel. Es stehen aufgrund intensiver Forschung geeignete Medikamente für die Kurz- und Langzeittherapie zur Verfügung, die speziell für den Hund und seine Bedürfnisse entwickelt wurden. Sie sind gut verträglich und lassen sich einfach verabreichen und exakt dosieren. Die durch die Entzündung verursachte Gelenkzerstörung kann gestoppt werden, akute Prozesse heilen schneller aus und chronische Erkrankungen werden fürden Patienten erträglich gemacht. Nicht umsonst sind die Lebensqualität und Lebenserwartung vieler alter, an Arthrose leidender Hunde deutlich höher geworden.

Darüber hinaus stehen Ergänzungsfuttermittel zur Verfügung, die bei „Risikogruppen“ vorbeugend oder therapiebegleitend eingesetzt werden können. Prophylaxe ist beispielsweise in der Aufzucht von Welpen und Junghunden sinnvoll. Auch körperlich stark beanspruchte Hunde kann man so vor Sportverletzungen und Verschleiß schützen.

Hilfe für Hunde mit chronischen Schmerzen

Wenn der Tierarzt eine chronisch fortschreitende Erkrankung wie Arthrose festgestellt hat, wird er wahrscheinlich ein Schmerzmittel verschreiben. Zusätzlich zur Therapie mit Schmerzmitteln gibt es unterstützende Maßnahmen, die der Tierhalter selber durchführen kann:

  • Kontrollierte Bewegung hilft dabei, Gewicht zu reduzieren, Muskelkraft zu erhalten, und die Beweglichkeit der Gelenke mit der Zeit zu verbessern.
  • Abnehmen beseitigt bei Hunden mit Übergewicht die unnötige zusätzliche Belastung der schmerzenden Gelenke.
  • Ergänzungsfuttermittel oder ein Futter mit einem hohen Anteil essentieller Fettsäuren können ebenfalls helfen.
  • Gut gestaltete, regelmäßige Physiotherapie (besonders nach chirurgischen Eingriffen) kann Schmerzen lindern, die Kondition aufbauen und die Beweglichkeit der Gelenke erheblich verbessern.
  • Ein festes Hundebett an einer warmen, zugfreien Stelle unterstützt die Gelenke und erleichtert das Aufstehen.

 

Quellenangabe 
Artikel & Foto: BfT Bundesverband für Tiergesundheit