Auch erwachsenen Hunden lässt sich das Bellen abgewöhnen
Ganz egal ob der Postbote an der Haustür klingelt, der geliebte Halter nach Hause kommt oder dem Mensch-Hund-Gespann beim Gassigang ein anderer tierischer Spielgefährte über den Weg läuft – viele Hunde fangen in solchen Situationen übermütig an zu bellen. Das kann nicht nur nerven, sondern auch für Ärger mit den Nachbarn sorgen. Mit dem richtigen Training kann das Hundegebell jedoch reduziert werden.
„Bellen ist ein natürliches Kommunikationsmittel des Hundes, welches im Zusammenleben mit dem Menschen entstanden ist, denn Wölfe bellen so gut wie nie“, erklärt die Hundeexpertin und -verhaltensberaterin Nadja Kopp. Die Tiere bellen daher nicht ohne Grund, sondern möchten sich ausdrücken. Dabei kann übermäßiges Bellen nicht nur antrainiert, sondern mit kontinuierlichem Training genauso gut auch eingedämmt werden. Gänzlich verbieten lässt sich dieses natürliche Verhalten dem Tier aber nicht.
Bellverhalten ist abhängig von Rasse und Charakter
Die Gründe, warum ein Hund bellt, sind unterschiedlich.
Gegenüber dem Menschen: um zum Beispiel Aufmerksamkeit zu erlangen oder es ist eine Übersprunghandlung beim gemeinsamen Spielen mit dem Menschen.
Gegenüber anderen Hunden: Das Bellen kann eine Aufforderung zum gemeinsamen Spiel oder ein Zeichen der Unsicherheit oder der Aggression sein.
Territoriales Bellen: Dinge wie das Haus, der Garten oder das Futter sollen verteidigt werden. Ebenso bellen viele Hunde bei der Jagd, beispielsweise der Beagle bei der Meutejagd.
Wie auch bei uns Menschen gibt es „redefreudigere“ sowie ruhigere Artgenossen. Ob ein Hund nun viel oder weniger bellt, ist mitunter abhängig von der Rasse sowie dem Charakter des Tieres. Doch auch die Erziehung sowie die Bindung zum Halter spielen eine entscheidende Rolle beim Bellverhalten. „Manche Hunde neigen rassebedingt dazu, mehr oder weniger zu bellen. Jedoch gibt es auch bei den einzelnen Rassen Individuen, die genau das Gegenteil tun. Das Verhalten entsteht meist aus einer Aufregung heraus. Je entspannter und selbstbewusster der Hund ist, desto weniger wird er auch bellen“, erläutert die Expertin.
Einem Welpen das Bellen an- und abtrainieren
Das Bellen kann dem Hund auch unbewusst antrainiert werden. Etwa wenn der Mensch die Lautäußerung beim Welpen süß findet und diese mit Freude oder Lob fördert. Doch auch ein Ruhigstellen mit Leckerlies oder ein versehentliches Streicheln während des Bellens kann den Welpen in dem Moment in seinem Verhalten bestärken. „Wenn man beispielsweise bemerkt, dass der Welpe bellt, wenn andere Menschen durch das Treppenhaus gehen, kann ein Abbruchkommando etabliert werden“, erläutert Kopp. „Der Hund möchte in dem Moment seinem geliebten Menschen helfen und ihm mitteilen, dass sich jemand vor der Tür befindet. Wir müssen dem Tier also klarmachen, dass es in Ordnung ist, wenn andere durch das Treppenhaus laufen, indem wir den Vierbeiner zum Beispiel auf seinen Platz verweisen. Dadurch wandeln wir die Aufregung des Tieres in Ruhe und Gelassenheit um. Je entspannter wir das trainieren, desto weniger aufgeregt wird der Hund mit der Zeit auch sein“, so die Hundeexpertin.
Dem Hund Sicherheit geben
„Lernen funktioniert in jedem Alter. Natürlich sind bei erwachsenen Hunden vielleicht Verhaltensstrukturen schon sehr gefestigt und brauchen etwas länger, um verändert zu werden. Aber grundsätzlich kann auch einem erwachsenen Hund übermäßiges, aufgeregtes Bellen Schritt für Schritt abtrainiert werden“, erklärt Kopp.
Bei einem erwachsenen Hund gilt es zunächst herauszufinden, weshalb er eigentlich bellt. Etwa ob es Unsicherheit oder Aggression ist oder das Verhalten dem Tier so angewöhnt und das Bellen mit der Zeit immer weiter ver- und bestärkt wurde. Mit ähnlichen Trainingsmethoden wie beim Welpen kann dem Hund dann beigebracht werden, wann das Bellen in Ordnung ist und wann nicht.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dem bellfreudigen Hund durch eine gute Mensch-Tier-Beziehung ein Alternativverhalten zum Bellen zu bieten. „Wenn der Hund zum Beispiel eher aus Unsicherheit bellt, kann er bei gut trainiertem Blickkontakt Sicherheit beim Halter finden, der ihn daraufhin belohnt“, so die Expertin. Genauso gut kann es helfen, dem Hund das Bellen als Kommando beizubringen, damit er lernt, wann das Bellen erlaubt oder sogar gewünscht ist, und wann nicht. Bei dieser Methode sollte jedoch ein Hundetrainer unterstützen, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Mit kleinen Schritten, Geduld und Ruhe lässt sich so auch bei einem mitteilungsfreudigen Hund das Bellen reduzieren. Und je entspannter der Halter in Anwesenheit des aufgeregten Vierbeiners reagiert, umso schneller entspannt sich auch das Tier mit der Zeit.
Quellenangabe
Beitrag: IVH