Schwanzwedeln – klares Zeichen mit unklarem Ursprung

Posted on

Hunde zeigen durch Wedeln Sympathie und Freude. Doch wie hat sich das rhythmische Hin und Her des Hundeschwanzes entwickelt? Die Antwort ist alles andere als eindeutig. Denn das Schwanzwedeln ist ein auffälliges, aber wissenschaftlich schwer fassbares Verhalten. Bisher wurden ihm wissenschaftlich unterschiedliche Bedeutungen zugeschrieben, was zu fragmentarischen und widersprüchlichen Antworten führte. Eine soeben im Fachjournal Biology Letters veröffentlichte internationale Review-Studie unter Beteiligung des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien zeigt diese Problematik auf – und liefert gleichzeitig neue Erklärungsansätze, um endlich einen strukturierten theoretischen Rahmen zu entwickeln.

In ihrer Review fassen die Studienautor:innen die bestehenden Forschungsarbeiten zu den Mechanismen, der Entwicklung, der Evolution und der Funktion des Schwanzwedelns bei Haushunden (Canis familiaris) zusammen und zeigen auf, wo die Ergebnisse konvergieren oder divergieren. Als Lösung dieser Diskrepanz schlagen die Wissenschafter:innen vor, dieses Verhalten von seinen evolutionären Wurzeln her zu untersuchen.

Zwei neue Hypothesen zur Erklärung, wie das Schwanzwedeln entstand

Dazu stellen sie zwei Hypothesen auf, die sein häufigeres Auftreten im Vergleich zu anderen, nahe verwandten Hundeartigen (Caniden) wie Wölfen erklären sollen. Demnach könnte das Schwanzwedeln während des Domestizierungsprozesses auf zwei Wegen entstanden sein: Entweder als Nebenprodukt der Selektion für andere Eigenschaften, wie z. B. Gelehrigkeit, oder als eine Eigenschaft, die direkt vom Menschen ausgewählt wurde, der sich von sich wiederholenden und rhythmischen Bewegungen angezogen fühlt.

Giulia Cimarelli und ihre Kolleg:innen vom Domestikations-Lab (KLIVV) der Vetmeduni sehen dies als wichtigen Ausgangspunkt neuer Studien: „Wir laden dazu ein, diese Hypothesen durch neurokognitive Studien sowohl an Hunden als auch an Menschen zu testen und so nicht nur ein Schlüsselverhalten von Hunden, sondern auch die Evolutionsgeschichte charakteristischer menschlicher Eigenschaften, wie die Vorliebe für und die Wahrnehmung und Erzeugung von rhythmischen Reizen, zu beleuchten.“

Ein Paradebeispiel der Hund-Mensch-Kommunikation

Haushunde sind die am weitesten verbreiteten Fleischfresser der Welt: Mit einer geschätzten Population von einer Milliarde sind sie fast überall vertreten, wo Menschen leben. Durch das enge Zusammenleben interagieren Menschen in vielen Zusammenhängen direkt mit Hunden und müssen verschiedene Signale verwenden, um effektiv zu kommunizieren. Visuell liefern insbesondere die Position und das Wedeln des Schwanzes leicht zu beobachtende Informationen, die der Mensch nutzt, um auf den inneren Zustand des Hundes zu schließen. „Das Schwanzwedeln ist wohl eine der auffälligsten Verhaltensweisen von Tieren, die der Mensch beobachten kann“, so Giulia Cimarelli.

Der Artikel „Why do dogs wag their tails?“ von Silvia Leonetti, Giulia Cimarelli, Taylor A. Hersh und Andrea Ravignani wurde in „Biology letters“ veröffentlicht.

Quellenangabe
Beitrag: Vetmeduni