Hunde müssen schnüffeln dürfen

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Mit einfachen Tricks können Hundehalter die Tiere bei der Nasenarbeitunterstützen

Stuttgart, im Juli 2020 – Der wichtige Riecher: Welcher Hundehalter kennt das nicht? Die Zeit drängt bei einem Spaziergang und der Vierbeiner bleibt immer wieder stehen, um zu schnüffeln. Schnell wird an der Leine gezogen und so der kurze Stopp unterbrochen. Worüber sich Menschen in der Regel kaum Gedanken machen, hat für die Tiere Konsequenzen: Sie werden bei der Informationsaufnahme gestört. Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA, erklärt, warum die Nase für Hunde so wichtig ist, warum der Hundekörper beim Schnüffeln auf Hochtouren läuft und wie Tierhalter die Vierbeiner bei der Nasenarbeit unterstützen können.

„Hunde sind wahre Schnüffelweltmeister – verglichen mit dem Menschen besitzen sie etwa zehnmal mehr Riechzellen. Das erklärt auch, warum es für die Vierbeiner so wichtig ist, beim Spaziergang die Umgebung ausgiebig mit der Nase zu erkunden“, so Jana Hoger. „Das intensive Schnüffeln gilt als ein Grundbedürfnis eines jeden Hundes. Für uns Menschen ist es vergleichbar mit Zeitung lesen oder einem informativen Treffen mit Freunden. Der Spaziergang ist die Zeit, die dem Hund gehört.“

  • Durch das Schnüffeln versorgen sich Hunde mit Informationen aus ihrer Umgebung und kommunizieren mit ihren Artgenossen: Über das gegenseitige Beschnuppern lernen sich Hunde näher kennen. Sie bringen so in Erfahrung, wie es um das Geschlecht, das Alter, die Paarungsbereitschaft, das Gemüt, die Gesundheit und die Ernährung des anderen steht. Für Hundesind das wesentliche Informationen, die Auskunft darüber geben, ob der Artgenosse sich beispielsweise zur Fortpflanzung eignet oder eine Bedrohung darstellt.
  • Egal ob Welpe oder Senior, groß oder klein – jeder Hund will schnüffeln: Auch Hunde kleiner „Rassen“ haben das Bedürfnis, ausgiebig spazieren zu gehen und dabei die neusten Informationen zu sammeln. Für Chihuahua und Co. ist es eine Qual, ständig auf dem Arm oder in einer Tasche herumgetragen zu werden und so niemals richtig Hund sein zu dürfen. 
  • Hunde können durch ihren ausgeprägten Geruchssinn unter anderem Richtungen orten und in ihrem Gehirn eine Art Geruchskarte erstellen. In vielen Fällen werden Hunde aus diesem Grund für die Suche nach vermissten Personen eingesetzt. Durch ihre „Supernase“ können sie auch viele Stunden nach dem Verschwinden eine Person über deren Geruch orten und so dazu beitragen, dass ein Mensch in einer Notsituation wiedergefunden werden kann. 
  • Schnüffeln kann im Umgang und Sozialverhalten mit anderen Vierbeinern der Beschwichtigung dienen: Es ist also immer situationsbedingt zu bewerten. Trifft der Vierbeiner auf einen anderen Hund, kommt es häufig vor, dass sich einer der beiden plötzlich abwendet, um an etwas zu schnüffeln. Dieses leichte „aus dem Weg gehen“ kann in potenziell angespanntenSituationen deeskalierend wirken. 
  • In der Natur gibt es tolle Möglichkeiten für Nasenarbeit mit dem Hund: Hunde nehmen auf ihren täglichen Spaziergängen viele Spuren wahr, beispielsweise eine Maus, ein Igel und andere Wildtiere, die den Weg gekreuzt haben. Sie zu jagen ist jedoch tabu! Als Alternative können Menschen ihre vierbeinigen Freunde mit Suchspielen positiv beschäftigen. Das Lieblingsspielzeug oder eine Spur aus besonderen Leckerbissen eine Spur legen, schaffen Abwechslung. Auch Leckerchen in Baumrinden, hinter Hecken, auf Bänken oder unter Blättern versteckt kommen bei den meisten Hunden gut an. 
  • Die eigenen vier Wände eignen sich gut zum intensiven Schnüffeltraining: In passenden „Schnüffelteppichen“, die im Fachhandel erhältlich sind, oder selbst gebastelten „Such-Boxen“ aus Karton können Hundehalter die Lieblingsleckerchen oder das Lieblingsspielzeug des Vierbeiners verstecken. Ein Training, das den Hund auch mental auslastet.
  • Achtung: Nasenarbeit ist für Hunde sehr anstrengend. Tierhalter müssen dafür sorgen, dass die Tiere Zugang zu frischem Wasser haben, denn ihre Nasenschleimhäute werden bei den Suchspielen schnell trocken. Während der Nasenarbeit atmen Hunde bis zu 300 Mal pro Minute ein und aus, durch das Hecheln und Schnüffeln verlieren sie viel Wasser. Nach gut zehn Minuten intensiven Trainings sind ungeübte Tiere völlig außer Atem. Kein Wunder, sie vollbringen schließlich körperliche und geistige Höchstleistung.

Quellenangabe
Beitrag: Peta Deutschland e.V.
Bild: Pixabay