Viele Hundehalter haben Spaß am Hundesport mit ihrem Vierbeiner. Neben dem garantierten Vergnügen gibt es bei Sportarten wie Agility oder Flyball aber auch Risiken. Welche das sind und wie Sie Verletzungen vorbeugen, erklärt Tierärztin Susanne Dögel von der Uelzener Versicherung.
Wissenschaftler aus New York haben das Verletzungsrisiko beim Hundesport in einer Studie untersucht: 33 Prozent von rund 1600 befragten Hundebesitzern gaben an, dass sich ihr Hund dabei bereits verletzt hat. Schulterprobleme gehörten zu den häufigsten Beschwerden der vierbeinigen Sportler. Wir klären Sie über die Risiken auf und geben Ihnen Tipps für einen aktiven und gesunden Sport mit Ih- rem Hund:
Schulterverletzungen
Oft reichen ein falscher Tritt oder ein übermütiger Sprung des Hundes: Prellungen, Zerrungen oder Überbelastungen der Bizepssehne gehören zu den häufigs- ten Verletzungen. Wenn der Hund eine leichte Lahmheit zeigt, sollten Herrchen und Frauchen das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Der Vierbeiner sollte sich ruhig halten und schonen. Zeigt er am Folgetag immer noch eine Lahmheit oder Schmerzen beim Strecken und Beu- gen des Schultergelenks, sollte er unbedingt einem Tierarzt vorgestellt werden.
Die Folge von Prellungen oder Zerrungen können eine Entzündung des Schulterge- lenks oder eine vollständiger Abriss der Sehne sein. Behandelt wird eine Entzündung der Bizepssehne zunächst mit Ruhe, also strikter Bewegungseinschränkung, und schmerzlindernden sowie entzün- dungshemmenden Medikamenten. Eine Verletzung der Sehne kann im schlimms- ten Fall einen chronischen Verlauf zeigen und eine Operation notwendig machen. Danach sollte sich der Vierbeiner rund zehn Wochen lang schonen. Nach einer Operation kann eine physiotherapeutische Behandlung die Heilung begünstigen.
Grund für Zerrungen und Prellungen beim Hundesport sind meist abrupte Richtungsänderungen des Vierbeiners. Beim Agility können zum Beispiel Slalomübungen zu einer akuten und später häufig chronischen Überbelastung der Bizepssehne und ihrer Sehnenscheide führen.
Neben der Sehne kann sich bei sportlicher Bewegung, wie beim Springen über Hürden, auch der Schleimbeutel der Sehne des Schultermuskels schmerzhaft entzünden. Der sogenannte Musculus infraspinatus ist sowohl als Beuger wie auch als Strecker des Schultergelenks tätig. Besonders bei sehr aktiven Hunden kann es zu einer bleibenden Einschränkung der Beweglichkeit des Gelenks kommen. Bringen erste symptomatische und physiotherapeutische Behandlungen keinen Erfolg, hilft meist nur ein operativer Eingriff. Dabei wird der Übergang von Sehne zum Muskel durchtrennt, um die Beweglichkeit der Gliedmaße wieder herzustellen. Zur Förderung des Muskelaufbaus nach der Operation kann eine Physiotherapie für den Hund eine sinnvolle Ergänzung sein.
Im Bereich der Hüfte des Hundes kann es zu ähnlichen Problemen wie an der Schul- ter kommen. Die erste Regel bei Verletzungen an Schulter oder Hüfte: sofortiger Abbruch des Trainings oder des Wettkampfes. Der Hund sollte sich schonen und der Halter im Zweifel einen Tierarzt kontaktieren.
Überstreckung des Handwurzelgelenks
Beim Flyball oder bei Sprüngen kann es zu einer Überstreckung des Handwurzel- gelenks kommen, sodass man bereits im Stand eine deutliche Überbeweglichkeit des Gelenks sehen kann. In vielen Fällen helfen das Ruhigstellen der betroffenen Pfote sowie Schmerzmittel und entzün- dungshemmende Medikamente, um die Stabilität des Gelenks wiederherzustellen. Bleibt die konservative Therapie ohne Erfolg, hilft meistens nur noch eine Versteifung des entsprechenden Gelenks. Diese muss in einem operativen Eingriff unter Vollnarkose erfolgen.
Knochenbrüche
Das Skelett ist nicht nur essenzieller Bestandteil des Bewegungsapparates, es hat auch eine Schutz- und Stützfunktion. Rückenmark und Lungen werden beispielsweise von Wirbeln und Rippen geschützt.
Beim Hundesport sind vor allem Stürze eine Gefahr für die Knochen. Ein Bruch ist für den Hund sehr schmerzhaft. Der Vierbeiner entlastet die betroffene Körperstelle oder bewegt sie überhaupt nicht mehr. Häufig steht der Knochen in einem ungewohnten Winkel ab, die Stelle ist geschwollen oder sehr warm.
Kontaktieren Sie in diesem Fall sofort einen Tierarzt und halten Sie den Hund ruhig, damit der zerstörte Knochen keine weiteren Verletzungen verursacht.
Ein höheres Risiko für einen Knochenbruch besteht bei Geländesportarten wie Canicross oder Hundebiathlon. Ein Unfall beim Lauf über Stock und Stein bietet auch die Gefahr von Abschürfungen und Kratzern. Die Herausforderungen sollten für den Hund, aber auch für den Läufer gut abgeschätzt und diese Sportarten nur mit einer fachgerechten Ausrüstung aus- geübt werden. Ein spezielles Zuggeschirr und eine flexible Leine sorgen für ein vermindertes Verletzungsrisiko des Hundes, wenn der Läufer beispielsweise abrupt stehen bleibt.
Aufwärmen, dehnen, abkühlen
Bei uns Menschen gehört eine Aufwärmphase vor dem Training selbstver- ständlich dazu. Gleiches sollte auch für den Vierbeiner gelten.
Ein zehnminütiger Trab an der Leine, gefolgt von Dehnungsübungen aller Gelenke, kann Verletzungen vorbeugen. Männchenmachen, Pfote geben und eine Abfolge von Steh, Sitz und Platz sind spielerische Übungen zum Dehnen des Hundes.
Nach getaner Arbeit ist eine Abkühlphase ebenso wichtig. Sie können Ihren Hund beispielsweise 15 Minuten lang locker an der Leine führen und anschließend die beanspruchte Muskulatur massieren.
Quellenangabe:
Text: Uelzener Versicherung / HundeSchnauze 1/19, S. 6-7
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