Wenn sich verschiedenste Tricks und Gehorsamsübungen mit jeder Menge Spaß und Action vereinen, dann entsteht eine Hundesportart, die gerade einen echten Aufwind erlebt: Crossdogging. Es handelt sich um eine Art Zirkeltraining, bei dem immer jeweils zwei Hund-Mensch-Teams zwei Minuten lang eine Aufgabe lösen müssen und dann zur nächsten Herausforderung wechseln. Die Aufgabenbereiche sind kunterbunt gemischt. Mal sind es Slalomstangen, mal Apportierübungen, mal geht es darum etwas umzuwerfen oder aufzulesen, drunter her zu tauchen oder zu überspringen. Anfänger oder Fortgeschrittene, große oder kleine Hunde, junge oder alte Vier- bzw. Zweibeiner – mitmachen kann absolut jeder. Die Requisiten die benötigt werden sind auch nicht schwer zu beschaffen – es handelt sich grundsätzlich um Alltagsgegenstände und nicht um ausgefallene Hinderniskombinationen.
Entwicklung Crossdogging
Die beiden Hundetrainerinnen Melanie Fydrich und Raphaela Niewerth haben Crossdogging erfunden und inzwischen beziehen mehr als 100 Hundeschulen in Deutschland wöchentlich neue Aufgaben von der Crossdogging GbR. Nach einem Punktesystem wird dann eine Gesamtrangierung aller Teilnehmer vorgenommen – die Nase dort vorne zu haben steht allerdings für die Beteiligten nicht im Vordergrund. Hauptgrund mitzumachen ist der Wunsch nach sinnvoller Beschäftigung für und mit dem Hund und jede Menge Spaß.
Hintergrund für die „Bundesliga der Hundeschulen“ wie die beiden Initiatorinnen ihr Konzept auch gerne bezeichnen war es, den wachsenden Ansprüchen ihrer Kunden gerecht zu werden. Hundebesitzer erwarten beim Besuch der Hundeschule inzwischen deutlich mehr, als dass ihr Hund Sitz und Platz lernt. Sie möchten gerne eine Beschäftigung für sich selber und den Hund, die zum einen Spaß macht, die den Vierbeiner aber auch auslastet. Das Ganze natürlich angepasst an die Fähigkeiten und Vorlieben des Hundes, ohne ihn zu überfordern.
„Wir haben immer wieder überlegt, wie es uns gelingen kann, da anzusetzen, wo das Angebot einer Hundeschule normalerweise aufhört“, so die Initiatorinnen. „Wir wollten eine aktive Freizeitgestaltung für unsere Kunden und deren Hunde bieten, an der alle Freude haben.“
Seit 2010 betreiben die beiden Trainerinnen ihre Hundeschulen in Nordrhein-Westfalen – Raphaela Niewerth in Stadtlohn und Melanie Fydrich in Duisburg. Sie betreuen Besitzer und Hunde aller Rassen, Größen und Altersklassen. Die Hunde sind genauso verschieden wie ihre Besitzer und deren Lebensumstände. Und genau hier begann die Schwierigkeit. Es galt etwas zu erfinden, bei dem genau diese Kriterien ausgeschaltet sind. Mit Crossdogging ist genau dieses gelungen.
Einfache Grundaufgaben
„Wenn wir als Beispiel Frisbee betrachten, so ist es hier das Ziel, dass Hund und Mensch eine aus- gefeilte Kür vorführen, bei der die Frisbeescheiben spektakulär und möglichst noch im Einklang zur Musik vom Hund gefangen werden“, erläutert Melanie Fydrich. „Die Basisvoraussetzung hierzu ist das Auffangen. Beim Crossdogging brechen wir auf die- ses einfache Element herunter. Wenn wir eine Aufgabe kreieren, in der es um Fangen geht, so ist es unabhängig davon, ob es eine Frisbeescheibe, ein Ball oder eine Packung Papiertaschentücher ist.“ Genauso verhält es sich Beispielsweise bei der Einbindung von Hürden. Anders als in der Agility, wo es ja bekanntlich darauf ankommt die Hindernisse so schnell und fehlerfrei zu überwinden wie möglich, hat die Hürde im Crossdogging viele Einsatzmöglichkeiten. Sie kann übersprungen werden, der Hund kann darunter her robben, er kann aber auch außen herum laufen – je nachdem, was in der einzelnen Aufgabe gefordert wird.
Wichtig ist, dass der Hund genau zuhört und nicht ohne Kommando und weil er meint er weiß schon was kommt, das Programm abspult. Die Übungen haben immer etwas mit Bewegung in bestimm- te Richtungen, Fangen, Apportieren und wieder abgeben, Grundgehorsam oder der Ausführung kleiner Tricks zu tun. In jeder Trainingsstunde gibt es fünf neue Aufgaben, die die Teams kennenlernen. Zuerst erklärt der Trainer die einzelnen Stationen. Danach haben die Teilnehmer 15 Minuten Zeit zu proben. Wichtig hierbei ist es, es nicht zu übertreiben. Nur kurz testen, ob der Hund verstanden hat worum es geht, denn der eigentliche Crossdogging Durchlauf, der die Konzentration des Hundes sehr in Anspruch nimmt, folgt ja noch.
Durchführung in Teams
Dann wird es Ernst und es schließen sich immer zwei Teams an einer Station zusammen. Ein Team führt die Übung aus, der Partner steht am Rand (seinen Hund an der kurzen Leine neben sich) und zählt die gelungenen Durchläufe der Aktiven. Nach zwei Minutenwird gewechselt. Dabei ist es möglich sich voll und ganz auf seinen Hund zu konzentrieren, denn der Partner zählt die Wieder- holungen und die Zeit wird vom Trainer gestoppt. Haben beide die Aufgabe absolviert, so werden die Stationen im Uhrzeigersinn gewechselt. Dadurch, dass alle Mensch-Hund-Teams wie beim Zirkel- training in der Schule, gleichzeitig beschäftigt sind, entfallen langweilige Wartezeiten.
Zum Schluss, wenn alle Stationen von allen Teilnehmern absolviert wurden, werden die Punktekarten an den Trainer gegeben.
Die teilnehmenden Hundeschulen haben Zugriff auf eine deutschlandweite Online Rankingliste, in die sie die Punkte eintragen und die einen aktuellen Vergleich aller Teilnehmer ermöglicht. Wer sich diesem Vergleich allerdings nicht stellen möchte, muss das auch nicht. Es ist problemlos möglich, am Crossdogging auch ohne Registrierung der Punkte teilzunehmen.
System des Crossdoggings
Die Teilnehmer lassen sich grob in drei Gruppen teilen. Als Einsteiger ist man ein „Study“, der den Hund noch bei den Aufgaben begleiten darf. Dadurch ist jeder in der Lage mitzumachen, dessen Hund einen gewissen Grundgehorsam hat. Der fortgeschrittene Crossdogger nennt sich „Bachelor“ und kann schon auf ein wenig Distanz arbeiten, den Hund „bei Fuß“ sitzen oder laufen, einen Gegen- stand tragen und einige Tricks absolvieren lassen. Wer den Profistatus erreicht hat ist ein „Master“ und kann seinem Hund aus der Distanz einiges abverlangen. Masterhunde umrunden Eimer auf denen Fleischwurststückchen liegen, machen aus der Bewegung heraus prompt Sitz oder Platz und heben Gegenstände nicht nur auf, sondern geben sie selbstverständlich auch wieder ab.
Die teilnehmenden Hundeschulen erhalten einmal wöchentlich fünf neue Aufgaben aus dem Hause Fydrich/Niewerth. Diese umzusetzen ist nicht schwer, denn es werden grundsätzlich Alltagsgegen- stände in Einsatz gebracht. Zum Umstoßen eignen sich gut Plastikflaschen, zum Apportieren Taschentücher und zum abstecken bestimmter Regionen handelsübliches Flatterband.
Es ist der Ideenreichtum der Aufgaben, der hierbei punktet.
Für gewerbliche Hundeschulen oder gewerblich arbeitende Hundetrainer bietet sich die Möglichkeit, Mitglied der ständig wachsenden Crossdogginggemeinschaft zu werden. Die Anmeldung kann einfach über die Webseite www.crossdogging.de erfolgen – ein telefonisches Beratungsgespräch ist obligatorisch.
Quellenangabe
Beitrag: Uelzener Versicherung / Hundeschnauze 02/15, S. 3ff
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