Stuttgart, im Juni 2021 – Noch immer wird der Fuchsbandwurm als Argument benutzt, um die Jagd auf die Füchse zu rechtfertigen. Dabei ist die durch ihn ausgelöste Erkrankung – die alveoläre Echinokokkose – eine der seltensten Parasitosen Europas. Aufgrund des direkten Kontakts mit Füchsen, zählen vor allem jagende Personen und bei der Jagd eingesetzte Hunde zur Risikogruppe. Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA, klärt über Mythen bezüglich der Ansteckungsgefahr auf und verrät Präventivmaßnahmen.
„Die Angst vor einer Ansteckung durch den Fuchsbandwurm ist praktisch unbegründet. Laut der Uniklinik Ulm ist die alveoläre Echinokokkose mit bundesweit 40 bis 70 Neuerkrankungen pro Jahr sehr selten [1]“, so Nadja Michler. „Insbesondere die Jagd, durch die in Deutschland jährlich fast eine halbe Million Füchse getötet werden, ist ein Risikofaktor für eine Ansteckung mit der Zoonose. Spätestens seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie wissen wir, wie wichtig es ist, Wildtiere in Ruhe zu lassen.“
Tipps und Fakten zum Fuchsbandwurm:
Ruhe bewahren: In erster Linie gilt es, das Thema entspannt zu betrachten. Die Gefahr, als Mensch an den Folgen eines Fuchsbandwurmbefalls zu erkranken, ist verschwindend gering.
Hunde und Katzen entwurmen: Mäuse, Ratten und andere Nagetiere dienen dem Wurm als Zwischenwirt. Werden die Kleintiere zur Beute von Hund, Katze oder Fuchs, findet der Parasit in ihnen einen idealen Endwirt.
Menschen sind kaum betroffen: Eine Übertragung der Wurmeier vom tierischen Mitbewohner auf den Menschen findet ausschließlich über den Kontakt mit dem Mund statt. Und lediglich zehn bis 20 Prozent der Infizierten mit positiven Bluttests erkranken tatsächlich an der Fuchsbandwurmerkrankung, die unbehandelt die Leber zerstören kann.
Umgang mit Obst und Früchten: Da die durch den Fuchsbandwurm ausgelöste Erkrankung bei Ausbruch schwerwiegend ist, empfiehlt es sich grundsätzlich, Obst und Früchte aus Wald und Garten vor dem Verzehr zu waschen. Beeren und Früchte vonBäumen oder Sträuchern oberhalb der Knie scheiden aufgrund der Höhe ohnehin als Überträger aus. Obst und Gemüsesorten, die in Waldnähe am Boden wachsen, sollten vor dem Verzehr – und anschließend auch die Hände – ebenfalls gründlich gewaschenwerden.
Füchse im Garten: Fuchskot im Garten sollte mit einer kleinen Kotschaufel oder mit Handschuhen entfernt werden. Um eventuelle Erreger abzutöten, empfiehlt es sich, die Fundstelle mit heißem Wasser zu übergießen.
Infektion ausschließen: Wer mit einem toten Tier oder anderen potenziellen Überträgern in Kontakt gekommen ist, kann eine Infektion durch einen Bluttest ausschließen lassen. Bis zu knapp acht Wochen nach dem Kontakt lässt sich im Blutbild erkennen, ob Wurmeier aufgenommen wurden.
Jagende Personen töten jedes Jahr allein in Deutschland etwa eine halbe Million Füchse. Jagdverbände schüren ungerechtfertigt Ängste vor dem Fuchs als Parasitenüberträger, um die Fuchsjagd rechtfertigen zu können. Wissenschaftliche Studien habenjedoch bewiesen, dass die Jagd auf die Tiere den Fuchsbandwurm vielmehr weiterverbreitet und die Infektionsgefahr erhöht, statt den Parasiten einzudämmen – ähnlich wie bei der mittlerweile durch tierfreundliche Impfköder besiegten Tollwut.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] Universtätsklinikum Ulm (2018): Forschung zum Fuchsbandwurm: Online abrufbar unter: https://www.uniklinik-ulm.de/aktuelles/detailansicht/news/forschung-zum-fuchsbandwurm.html (21.06.2021).
Quellenangabe:
Beitrag: Peta Deutschland e.V.