Das Interview als Podcast

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Teil 1

Teil 2

Unser Ansatz

Überall ploppen sie auf. Die therapeutischen Ausbildungen am Tier online. Und es stimmt mich traurig.

Nicht weil ich es nicht wichtig finde, dass die Gesundheit unserer Tiere einen neuen Stellenwert bekommt. Sondern weil es oft Angebote sind, die das Interesse, die Sehnsucht zu helfen, nutzen - um nicht zu sagen, ausnutzen.

In gewisser Weise macht mich das auch wütend. Weil etwas verkauft wird, was der Verantwortung für ein Tier, aber auch für den Menschen, nicht gerecht wird. Was Defizite schönredet.

Erst vor kurzem kam eine junge Frau desillusioniert und den Tränen nahe zu mir. Erzählte, wie rosig alles in der Ausbildung zur Tierphysiotherapeutin lief, wie gutgläubig sie ihre eigene mobile Praxis startete und bereits am ersten Patienten merkte, dass sie so gut wie nichts umsetzen konnte, weil das Tier sich nicht behandeln ließ und nichts irgendwie passte.

Da stand sie, mit ihrem geplatzten Traum, Tieren effektiv zu helfen, einige 1000 Euro ärmer, weil sie sympathischen Menschen vertraute, die ihr sagten, dass sie auch in ihrer Situation als berufstätige Mutter mit einer reinen online-Ausbildung fähig wäre, kompetent zu therapieren. Sie glaubte den Experten. Experten, die es besser wissen sollten. Experten, die mit Träumen spielen - und mit dem Unwissen von Menschen, die darauf vertrauen, dass ein Experte aus seiner persönlichen Erfahrung heraus berät. Weil es auch sein Wunsch ist, Tieren zu helfen.

Wer vermutet da, dass es eigentlich doch nur ums Geld geht?

Ich weiß, wie verlockend es sein kann, von Zuhause aus zu lernen, gerade nach einem anstrengenden Arbeitstag. Den eigenen Hund nicht den Stress auszusetzen, ihn an einen fremden Ort mitnehmen zu müssen und stattdessen in vertrauter Umgebung üben zu können.

Darf ich ehrlich sein?

Es ist realitätsfremd! Um nicht zu sagen auch eine Gefahr für das Tier und den, der behandelt.

Wer als Tierphysio arbeiten möchte, hat Tiere zu behandeln, die einem nicht vertraut sind. Hat Tiere als Patienten, welche die Umgebung nicht sofort als vertraut empfinden und auch dem Tierphysio nicht zur Behandlung sofort in die Arme fallen. Die meisten Patienten haben nämlich Schmerzen und verhalten sich auf dieser Grundlage schon einmal anders.

Schmerzen, Erwartungsunsicherheit und eventuell noch Tiere, welche sich vor lauten Geräuschen, fremden Menschen, vielen Tiergerüchen gruseln, können mehr abverlangen, als dir am Monitor suggeriert wird.

Es nützt wenig, wenn du am Monitor tolles Feedback erhälst und in der Praxis neben dem Kunden das Tier nicht behandeln kannst, weil du bitter erfahren musst, dass die Realität des Berufes eine andere ist. Tiere und Krankheiten sich nicht an die Anleitung halten. Dass es verdammt schwer ist, etwas, was nur online lief, in die Praxis auf so individuelle Weise umzusetzen.

Bitte vertraue nicht darauf, dass eine online-Ausbildung dich darauf vorbereiten kann, wenn du im Beruf als Tiertherapierende arbeiten möchtest. Ähnlich ist dies mit Ausbildungen, die dir nicht viel therapeutische Praxis ermöglichen.

Denn schon die Rückmeldungen von Teilnehmenden mancher grundständiger Ausbildungen, welche die Praxis vor Ort durchführen, sind immer wieder damit verbunden, dass selbst diese Praxis zu wenig war.

Wie will ich praktisch meiner Verantwortung am Tier gerecht werden, wenn ich immer nur online angeleitet und korrigiert werde? Nie überprüft werden kann, welcher Druck, welche Feinfühligkeit, welcher Wechsel in welchem Rhythmus notwendig ist?

Ist es wirklich Ziel, am Tier zu experimentieren, bis man den Erfahrungsschatz hat, wann welche Griffe in welcher Intensität ausgeführt werden?

Ich frage mich oft, warum Interessierte so belogen werden. Warum man vor lauter Euros - verdient auf einfachem Wege - denn online zu unterrichten ist auch für die Ausbildungsstätte eine bequeme Sache - die Verantwortung einer therapeutischen Praxis so vernachlässigt?

Ist das die moderne Hilfe und Förderung der Gesundheit, die uns in den nächsten Jahren überschwemmt, fern von einer Verantwortung, welche sowohl die Bedürfnisse des individuellen Tieres und des Menschen sieht?

Mein Herz ist manchmal schwer ob dieser Entwicklung, weil es sich manchmal so anfühlt, als ob die Wertschätzung eines Tieres im Angesicht von menschlicher Geldgier immer weiter sinkt.

Echte Praxis kostet Geld. Das sollten uns unsere Tiere wert sein!