Wie Stress und Immunsystem bei deinem Hund zusammenhängen

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Wenn du an Stress denkst, dann mit ziemlicher Sicherheit an negativen Stress, der durch unangenehme Ereignisse entsteht. Dabei ist die natürliche Stressreaktion absolut lebensnotwendig. Sie ist sogar eine der Bedingungen für das Überleben deines Hundes. Ohne eine gut funktionierende Stressreaktion könnte er viele Situationen nicht richtig einschätzen und sich folglich auch nicht angemessen verhalten.

Bei Stress ist es wie bei den meisten Dingen eine Frage von Quantität und Qualität: Eine kurze Stressreaktion, der deinen Hund vor Gefahren flüchten lässt, ist absolut sinnvoll und von der Natur genau so eingerichtet worden.

Wenn der Stress aber anhält oder sich die Stressituationen zeitnah aufeinanderfolgen, dann wird aus der gesunden Anspannung krankmachender Druck mit schwerwiegenden Folgen für das Immunsystem und für die Gesundheit deines Hundes.

Wodurch wird Stress überhaupt verursacht?

Stress wird in erster Linie mit Situationen, die z.B. Angst auslösen, verknüpft. Tatsächlich sind Angst und Stress sehr eng miteinander verwoben. Angst löst Stress aus und umgekehrt kann sich aus Stress Angst entwickeln.

Doch viele verschiedene Faktoren, die im Leben deines Hundes zu Stressreaktionen führen, können Stress auslösen. Einige davon sind nicht psychischer, sondern körperlicher Natur. Dazu zählen z.B.

  • Erkrankungen, Schock, chirurgische Eingriffe, Schmerz
  • Falsche Fütterung, Nährstoffmangel, Hunger
  • Umwelteinflüsse (Kälte, Hitze, …),
  • Starke körperliche Belastung

Bei anderen Auslösern vermischen sich körperliche und psychische Ebenen:

  • Schlafentzug (z.B. durch häufige Störungen), ungenügende Ruhephasen: Hier können sowohl der Schlafmangel an sich als auch die wiederholten Unterbrechungen Stress verursachen.
  • (andauernde) Reizüberflutung: Die Reize können verschiedener Natur sein und sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene Stressreaktionen auslösen.

    Reine psychische Stressoren sind z.B.
  • Angstzustände, Traumata
  •  Einsamkeit,
  • Trauer,
  • große Veränderungen (neuer Hund, Ankunft eines Babys, Tierpension, Ortswechsel z.B. im Urlaub)

Wie dein Hund den Stress selbst reguliert

Wenn dein Hund Stress hat, schalten sich zur Regulation automatisch drei verschiedene Systeme ein. Das sind:

  • Das endokrine System, also die Hormone,
  • Das zentrale Nervensystem, insbesondere das vegetative Nervensystem, das die unbewusstablaufenden Prozesse steuert (Atmung, Herzschlag, Stoffwechsel…) und
  • Das Immunsystem

Zusammen lösen sie eine Anpassungsreaktion aus, die in mehreren Stufen abläuft.

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Die Alarmreaktion

Das ist die erste Reaktion des Körpers auf Stressoren. In dieser Phase werden Hormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Das ist eine sehr sinnvolle Stressreaktion: Der Körper deines Hundes wird darauf vorbereitet, auf den Stressfaktor mit Flucht oder Kampf zu reagieren.

In dieser Phase läuft der Stoffwechsel auf Hochtouren. Der Organismus verbraucht im Flucht- oder Kampfmodus extrem viel Energie. Der Blutdruck, die Pulsfrequenz und der Blutzuckerspiegel steigen, während das Verdauungssystem heruntergefahren wird.

Die Alarmreaktion ist also eine starke Überreaktion des Organismus, der sich anschließend gut wieder reguliert, sofern dein Hund die Möglichkeit hat, sich ausreichend zu erholen.

Der Widerstand

Der Widerstand tritt dann ein, wenn der Stress anhält und der Organismus die Stressoren aushalten bzw. bewältigen muss. Auch in dieser Phase wird sehr viel Anpassungsenergie verbraucht.

Wie lange ein Hund diesen Zustand ohne gesundheitlichen Folgen überstehen kann, lässt sich nicht allgemein vorhersagen.

Die Erschöpfung

Wenn der Körper zu lange unter Stress steht, kann keine Anpassungsreaktion mehr stattfinden. Die Energiereserven sind aufgrund des chronischen Stresses erschöpft.

Wie Stress und Immunsystem zusammenhängen

Wenn dein Hund dauerhaft oder häufig unter Stress steht, wird sein Immunsystem automatisch geschwächt. Warum? Weil die Stressreaktion – insbesondere dann, wenn sie über die Alarmreaktion hinausgeht – sehr viel Energie verbraucht. Du hast bestimmt schon festgestellt, dass gestresste Hunde häufig (zu) dünn sind: Das lässt sich dadurch erklären, dass sie aufgrund des erhöhten Energieverbrauchs auf ihre Reserven zurückgreifen müssen. Die Abmagerung ist nur eines der äußerlichen Symptome. Auch das Fell lässt gute Rückschlüsse auf chronischen Stress ziehen.

Nicht immer so offensichtlich sind die Erschöpfung und Erkrankungen, die als Folge des anhaltenden Stresses auftreten. Zu dem hohen Energieverbrauch kommt beim chronischen Stress noch die herabgesetzte Fähigkeit, freie Radikale zu neutralisieren.

Freie Radikale entstehen eigentlich bei ganz normalen Stoffwechselprozessen. Körpereigene Antioxidantien (Radikalfänger) sowie Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe neutralisieren die überschüssigen freien Radikalen. Wenn das Immunsystem aber geschwächt ist und sie nicht mehr ausreichend bekämpft werden können, entsteht oxidativer Stress, der den Körperzellen schadet.
Außerdem beeinträchtigt chronischer Stress das Immunsystem, weil Cortisol dauerhaft erhöht ausgeschüttet wird. Dadurch sinkt die Zahl der weißen Blutkörperchen, die ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems darstellen.

Es ist also absolut sinnvoll, deinen Hund vor übermäßigen Stress zu schützen. Er zeigt dir manchmal sehr subtil, dass er sich in einer Situation unwohl fühlt. Achte also gut auf seine Körpersprache und lerne, die feinen Beschwichtigungssignale, die dein Hund dir sendet, zu erkennen.

Wie beschwichtigt dein Hund?

Um dir mitzuteilen, dass eine Situation für ihn unangenehm ist

  • Zieht er die Rute ein
  • Wendet den Kopf ab
  • Blinzelt viel
  • Schleckt sich über Maul und Nase
  • Gähnt oft

Er wird dir möglicherweise auch körperliche Zeichen geben, z.B. wird er

  • Vermehrt speicheln oder hecheln
  • Zittert
  • Die Muskulatur stark anspannen
  • Häufig Durchfälle haben
  • Sich oft schütteln

Wenn dein Hund folgende Verhaltensweise öfter zeigt, solltest du auch an Stress denken.

  • Er leckt und/oder beknabbert intensiv seine Pfoten
  • Jagt seinen eigenen Schwanz
  • Neigt zu häufigen Übersprungshandlungen
  • Bellt auffallend oft oder lange
  • Wird plötzlich aggressiv
  • Zerstört Gegenstände

Du hast also viele Möglichkeiten, Stress bei deinem Hund zu erkennen. Und diese solltest du auch beachten, wenn dein Hund für ein Foto Modell stehen soll.
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Anne Sasson
Ganzheitliche Hundegesundheit – Damit Hundeaugen strahlen