Medikamente verabreichen

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So klappt es auch bei sensiblen Tieren

Medizinischer Schutz statt beidseitigem Frust: Immer mehr Krankheiten lassen sich medikamentös behandeln – nicht nur bei Menschen, sondern auch bei Tieren. Doch damit Tabletten und Co. überhaupt helfen können, müssen sie korrekt verabreicht werden. Oftmals endet der Versuch, dem quirligen Hund oder der scheuen Katze eine Tablette zu geben, mit Hektik und Unmut. Im schlimmsten Fall kann eine solche Situation die Bindung zwischen Mensch und Tier nachhaltig schädigen. PETA-Fachreferentin für tierische Mitbewohner Jana Hoger erklärt die richtige Vorgehensweise, damit Medikamente treffsicher und stressfrei zugeführt werden können.  

„Wer seinem tierischen Mitbewohner Medikamente verabreichen muss, sollte dabei behutsam vorgehen, ein achtsamer Umgang steht immer an erster Stelle“, so Jana Hoger. „Niemals darf ein Tier bei der Medikamentengabe so bedrängt werden, dass es das Vertrauen in den Menschen verliert. Glücklicherweise lässt sich eine stressfreie Medikamentengabe in der Regel durch gutes Training lernen.“

PETA gibt Tipps:

Medikamente können Leben retten

  • Viele Medikamente wie Herz- oder Entwässerungstabletten sind für kranke Tiere überlebenswichtig und müssen regelmäßig und korrekt verabreicht werden. Wichtig ist vor allem, dass die Arznei auch vollständig aufgenommen und nicht teilweise ausgespuckt oder sogar in die Luftröhre verschluckt wird. Aber auch andere Dauermedikamente wie Schmerzmittel oder Nahrungsergänzungen sollten für ihre bestmögliche Wirkung zielsicher im Rachen der Tiere landen.

Die richtige Vorbereitung

  • Grundsätzlich müssen sich Menschen bereits vor der Adoption eines Tieres bewusstmachen, dass auch Vierbeiner krank werden können – mitunter chronisch. Herzkranke Hunde, Katzen oder Kleintiere sind beispielsweise darauf angewiesen, von ihren Halterinnen und Haltern täglich eine oder mehrere Tabletten verabreicht zu bekommen. Manche Tiere erkranken beispielsweise an Diabetes und müssen mehrmals täglich den Blutzuckerwert bestimmt, sowie Insulin gespritzt bekommen.
  • Auch bei gesunden Tieren empfiehlt es sich, behutsam das Festhalten zu trainieren. Die Vierbeiner können so von vorneherein lernen, dass beim kurzzeitigen Stillhalten nichts Schlimmes passiert. Das erleichtert nicht nur die Verabreichung von Medikamenten, sondern auch Besuche in der tierärztlichen Praxis und die Körperpflege wie Krallenschneiden oder Augenreinigen.
  • In der Regel geben Tierärztinnen und Tierärzte eine Einführung, wie verschriebene Medikamente zu verabreichen sind. Wer sich unsicher ist, kann den Vorgang unter Anleitung des tiermedizinischen Fachpersonals üben.
  • Vor allem einige Katzen, aber auch einzelne Hunde oder Kaninchen wehren sich, wenn sie festgehalten werden, heftig und können dabei sich und andere verletzen. Glücklicherweise sind diese Extremfälle sehr selten und können in Zusammenarbeit mit einer Tierpsychologin oder einem Tierpsychologen ebenso auf eine erfolgreiche Medikamentengabe trainiert werden. Wer bereits weiß, dass sein Tier empfindlich auf Tabletten reagiert, kann in der tierärztlichen Praxis auch nach einer anderen Darreichungsform wie beispielsweise Tropfen fragen.

Gefahren

  • Für Mensch und Tier kann die Medikamentengabe enormen Stress bedeuten. Viele Vierbeiner werden in Ecken getrieben oder gewaltvoll festgehalten. Gehen die Menschen ohne Behutsamkeit und Geduld vor, kann dies die Beziehung nachhaltig verschlechtern. Die Tiere fühlen sich gezwungen und verlieren das Vertrauen in ihre Menschen.
  • Bei brachycephalen Rassen, wie z. B. dem Mops, droht bei einer zu stressvollen Medikamentengabe sogar Lebensgefahr, da die kurznasigen Tiere in panischen Momenten ersticken können. Erstickungsgefahr droht auch, wenn die Tablette versehentlich in die Luftröhre gelangt. Daher gilt bei allen Tieren besondere Vorsicht, um die Arznei richtig zu verabreichen.
  • Außerdem sollten Halterinnen und Halter trotz schneller Bewegungsabläufe unbedingt die richtige Dosierung im Blick behalten. Denn bei einigen Medikamenten wie beispielsweise Insulin sorgen schon kleine Abweichungen für erhebliche Komplikationen.

 Die richtige Vorgehensweise

  • Bei Katzen: Katzen lassen sich am besten behandeln, indem sie vorsichtig in ein Handtuch gewickelt werden. Hierfür nähert sich der Mensch dem Tier langsam mit einer ruhigen, sanften Stimme und schlägt das Handtuch vorsichtig ein. Wichtig ist, dass der Kopf der Katze aus der Handtuchhöhle herausschaut, da sie sonst in Panik geraten kann. Reagiert das Tier anfangs ängstlich, sollte der Vorgang abgebrochen und so lange wiederholt und fortgesetzt werden, bis sich die Katze einwickeln lässt. Mittels veganer Leckerchen können Tierhaltende den Ablauf möglicherweise positiv verstärken. Es empfiehlt sich außerdem, zu zweit vorzugehen, damit eine Person die Katze fixieren und die andere Person die Medikamente verabreichen kann. Hierfür sollte der Hals der Katze leicht gestreckt und die Tablette in den Rachen geworfen werden. Anschließend ist es sinnvoll, den Mund des Tieres vorsichtig zuzuhalten und über den Hals zu streicheln. Letzteres löst bei vielen Tieren den Schluckreflex aus.
  • Bei Hunden: Die meisten Hunde lassen sich glücklicherweise gut durch positive Verstärkung trainieren: Sträubt sich das Tier bei der Eingabe von Tabletten, wird es niemals bestraft, dafür aber bei (Teil-)Erfolgen ausgiebig gelobt – also positiv bestärkt. Tabletten können beispielsweise in vegane Leckereien gewickelt und gegeben werden. Manche Hunde merken jedoch, wenn der Mensch „etwas mit ihnen vorhat“. Die Vorahnung dieser Vierbeiner können Tierhaltende umgehen, indem sie beispielsweise beim Spazierengehen mehrere Leckereien verteilen, wovon nur eines mit der Arznei befüllt ist. Können oder sollen Tabletten nur pur verabreicht werden, kann der Hund ebenfalls durch ein Handtuch oder aber durch Arme und Beine der Halterin oder des Halters festgehalten werden. Das weitere Vorgehen ist das gleiche wie bei Katzen: Die Tablette tief in den Rachen einführen, den Mund danach vorsichtig geschlossen halten und sanft über den Hals streicheln.
  • Bei Kleintieren: Für Kaninchen, Meerschweinchen und Co. gibt es Medikamente häufig auch in löslicher Form, die dann über eine Spritze in den Mund des Tieres gegeben werden können. Zuvor sollten die Tiere ähnlich wie Katzen behutsam in ein Handtuch gewickelt werden. Dieses bietet nicht nur Schutz vor Bissen, Kratzern und zu festem Drücken, sondern gibt dem Tier auch Sicherheit.
  • Die Verabreichung von Spritzen: Viele Menschen schrecken vor Spritzen zurück, doch auch diese können für die Gesundheit des tierischen Begleiters unabdingbar sein. Die meisten Medikamente werden unter die Haut in der Flankenregion gespritzt. In jedem Fall muss das tierärztliche Fachpersonal den Ablauf vorweg erklären und zeigen.  

 Zusatztipps

  • Medikamentenzeiten aufschreiben / Medikamentenbox vorbereiten: Wie bei Menschen auch lohnt es sich, Eingabezeiten (morgens/mittags/abends) aufzuschreiben oder eine Medikamentenbox vorzubereiten, um den Überblick zu behalten.
  • Tabletten nicht einfach teilen: Zerbrochene Teile können unter Umständen die Schleimhaut der Speiseröhre oder des Magens angreifen und schmerzhafte Reaktionen hervorrufen.
  • Hinweise zur Medikamenteneingabe auf dem Beipackzettel beachten: Auch bei Tieren müssen manche Medikamente nüchtern verabreicht werden, während andere erst mit etwas Nahrung im Magen aufgenommen werden können. Falsch gegebene Tabletten können den Magen reizen oder an Wirkung einbüßen.
  • Tabletteneingeber nutzen: Im Fachhandel erhältliche Tabletteneingeber für Tiere können helfen, die eigenen Hände zu schützen. Die meisten Tiere empfinden sie aber als bedrohlich. Für viele Menschen sind Tabletteneingeber außerdem unhandlich.
  • Augensalbentuben / Ohrentropfen immer nur für das zu behandelnde Auge oder Ohr verwenden: Es kann sonst passieren, dass sich die Infektion auf das andere Ohr oder Auge überträgt.
  • Geöffnete Augen- und Ohrentropfen nach Behandlung entsorgen: Denn auch diese können keimbelastet sein und Infektionen auf gesunde Tiere übertragen.
  • Verfallsdatum beachten: Jedes Medikament hat ein Verfallsdatum. Ist das Arzneimittel abgelaufen, ist eine geringere Wirkung möglich – diese kann sich negativ auf den Gesundheitszustand oder den Erfolg der Behandlung auswirken.

Quellenangabe
Beitrag: PETA Deutschland e.V.

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