Entspannt Bahnfahren mit Hund

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Warum überhaupt Bahnfahren mit Hund?

Ob ein Tagesausflug in die nächste Stadt, der Wochenendtrip an die Küste oder der Besuch bei der Lieblingsfreundin auf der anderen Seite des Landes – die Bahn ist für viele Hundebesitzer eine praktische und umweltfreundliche Möglichkeit, gemeinsam mit dem vierbeinigen Begleiter zu verreisen. Gerade wenn man selbst kein Auto besitzt oder lange Autofahrten für Mensch und Hund eher stressig sind, ist der Zug oft eine willkommene Alternative.

Doch bevor es auf große Fahrt geht, stellen sich viele Fragen: Darf der Hund überhaupt überall mitfahren? Braucht er ein eigenes Ticket? Was passiert, wenn er während der Fahrt unruhig wird? Damit der Ausflug nicht in Stress ausartet, sondern für Zwei- und Vierbeiner gleichermaßen entspannt wird, lohnt sich ein Blick auf die wichtigsten Regeln, gute Vorbereitungstipps und alltagserprobte Empfehlungen.

Welche Regeln gelten für das Bahnfahren mit Hund?

Ticketpflicht: Wann braucht mein Hund eine Fahrkarte?

Jedes Jahr reisen rund 100.000 Hunde mit der Deutschen Bahn – und dabei gibt es ein paar klare Vorgaben, die jeder Hundehalter kennen sollte. Ob ein Hund ein eigenes Ticket benötigt, hängt grundsätzlich von seiner Größe und Unterbringung während der Fahrt ab:

  • Kleine Hunde, die in eine geeignete, verschließbare Transportbox oder -tasche passen (vergleichbar mit Handgepäck), dürfen kostenlos mitfahren. Die Box muss dabei unter den Sitz oder vor die Füße gestellt werden.
  • Größere Hunde, die ohne Transportbox mitreisen, benötigen ein zusätzliches Ticket, das dem halben Fahrpreis eines Erwachsenen entspricht. Dieses Ticket kann man bequem bei der Onlinebuchung, am Automaten oder Schalter mit auswählen. Achtung: Auch wenn du ein Deutschlandticket besitzt, braucht dein Hund in der Regel ein Extraticket – es gibt aktuell keine speziellen Hundetickets oder Abomodelle.

Unterschiede im Nahverkehr und Verkehrsverbünden

Im Nahverkehr sieht das teilweise anders aus. Viele regionale Verkehrsverbünde haben eigene Regelungen, die von der Deutschen Bahn abweichen können:

  • Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum Beispiel reisen Hunde grundsätzlich kostenlos.
  • In anderen Verbünden können unterschiedliche Preise und Bestimmungen gelten.

Hier ist es wichtig, sich vorab auf der Webseite des jeweiligen Verkehrsverbundes oder über die Bahn-App zu informieren, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Leinenpflicht und Maulkorb – auch für freundliche Fellnasen

Ein Punkt, der viele Hundehalter zunächst überrascht: Hunde, die nicht in einer Box reisen, müssen im Zug angeleint sein und einen Maulkorb tragen. So steht es in den offiziellen Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn.

Warum? Es geht um Sicherheits- und Hygienestandards, und das gilt selbst für friedliche und gut erzogene Vierbeiner. Auch wenn der eigene Hund noch nie auffällig geworden ist, kann es in ungewohnten Situationen, bei Lärm oder vielen Menschen zu Stressmomenten kommen.

Das Zugpersonal ist berechtigt, die Anlein- und Maulkorbpflicht zu kontrollieren – und in der Praxis wird das je nach Zugbegleiter unterschiedlich streng gehandhabt. Um Diskussionen und Ärger zu vermeiden, sollte man seinen Hund schon im Vorfeld an den Maulkorb gewöhnen.

Ausnahmen für Blindenführ- und Assistenzhunde

Für anerkannte Blindenführ- und Assistenzhunde gelten erfreulicherweise Ausnahmen:

  • Sie dürfen ohne Maulkorb reisen.
  • Ihre Mitnahme ist kostenfrei, egal ob Nah- oder Fernverkehr.
  • Notwendig ist dabei der entsprechende Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen „B“ oder ein offizieller Ausweis der Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaft.

Außerdem müssen diese Hunde sichtbar als Assistenzhund gekennzeichnet sein, etwa mit einer Kenndecke, einem Geschirr oder Halsband.

Sitzplatzwahl: Wo sitzt es sich mit Hund am besten?

Auch bei der Platzwahl kann man einiges beachten, um die Fahrt für Mensch und Tier angenehmer zu gestalten:

  • Plätze am Wagenende oder in Sitzgruppen mit Tischen bieten oft mehr Platz für den Hund, der sich dann bequem ablegen kann.
  • In Ruhebereichen sind Hunde zwar erlaubt, aber auch ein leiser Hund kann dort Mitreisende stören – hier ist also etwas Fingerspitzengefühl gefragt.
  • Wenn möglich, sollte man eine Sitzplatzreservierung vornehmen, damit das Thema Platzsuche mit Hund stressfrei entfällt.

Im Zug gilt übrigens: Pfoten vom Sitz! Hunde müssen vor, unter oder neben dem Sitz ihres Halters Platz nehmen. Eine Sitzplatzreservierung für den Hund selbst gibt es nicht, und auch das Bordrestaurant bleibt für Heimtiere aus hygienischen Gründen tabu.

Den Hund auf die Zugfahrt vorbereiten: So klappt’s stressfrei

Vor der Fahrt: Bedürfnisse befriedigen

Ein wichtiger Tipp: Vor der Zugfahrt sollte der Hund unbedingt die Möglichkeit bekommen, seine Bedürnisse zu befriedigen. Sei dies ein Spaziergang oder ein Spiel. Wichtig: Der Hund sollte nach einem „anregenden“ Spiel oder Spaziergang „heruntergefahren“ werden, also in die Entspannung kommen. Es ist NICHT empfehlenswert sofort nach einem Spaziergang oder anregenden Spiel mit einem Hundekumpel in die Bahn zu steigen, da das Erregungsniveau des Hundes dann viel zu hoch ist und er schlicht nicht „auf seinem Platz beiben kann!“.

Ein langer Spaziergang oder eine ausgelassene Spielrunde helfen, damit der Vierbeiner:

  • sich vorher lösen kann
  • auf der Zugfahrt müde ist und entspannt bleibt
  • sich ruhiger verhält und leichter zur Ruhe kommt

Maulkorb und Decke frühzeitig üben

Damit dein Hund während der Fahrt entspannt auf seiner Decke liegen bleibt und den Maulkorb akzeptiert, ist Training zu Hause wichtig. So geht’s:

  1. Nach dem Spaziergang den Hund anleinen und den Maulkorb anlegen.
  2. Die Decke ausbreiten und dem Hund ein ruhiges Ablegen beibringen.
  3. Anfangs nur ein paar Minuten, später immer etwas länger.
  4. Positiv bestärken, mit Leckerchen und ruhigen Worten loben.
  5. Wichtig: Die Decke sollte auch im Zug verwendet werden – sie vermittelt dem Hund Sicherheit und „seinen Platz“.

Mit etwas Übung wird das schnell zur Routine, und dein Hund weiß: „Hier ist mein Platz, jetzt wird ausgeruht.“

Pausen unterwegs: So oft braucht dein Hund Bewegung

Wie lange ein Hund am Stück Zug fahren kann, ist individuell verschieden. Drei Stunden sind laut Fichtlmeier für die meisten Hunde gut machbar, vor allem wenn sie vorher ausgelastet wurden. Bei längeren Fahrten sind Zwischenstopps und Pausen wichtig.

20 bis 30 Minuten reichen oft schon, um im Bahnhofsumfeld eine kleine Gassirunde zu drehen und dem Hund Gelegenheit zu geben, sich zu lösen und zu entspannen. Am besten plant man die Pausen so, dass sie sich mit eventuellen Umstiegen kombinieren lassen.

Kontakt mit anderen Fahrgästen: Wann ja, wann nein?

Nicht jeder Hund ist ein Fan von fremden Menschen, und nicht jeder Fahrgast ein Hundefreund. Während einige Mitreisende den Vierbeiner gerne streicheln würden, empfinden andere seine bloße Anwesenheit als störend.

Hier sind Hund und Halter gleichermaßen gefragt:

  • Der Hund sollte lernen, auch in ungewohnten Situationen ruhig zu bleiben.
  • Der Halter sollte achtsam sein und mögliche Stresssituationen frühzeitig erkennen.
  • Fremdes Streicheln sollte immer abgesprochen und erlaubt werden.
  • Wenn der Hund Stress zeigt, sollte man dies freundlich, aber bestimmt kommunizieren: „Bitte lassen Sie ihn lieber in Ruhe, er braucht jetzt seine Pause.“

Mit ein wenig Übung und Gewöhnung an das Bahnfahren wird auch dein Hund mit der Zeit immer gelassener.

Fazit: Mit guter Vorbereitung entspannt unterwegs

Bahnfahren mit Hund ist mit der richtigen Vorbereitung und etwas Rücksichtnahme gut machbar. Die wichtigsten Punkte noch einmal im Überblick:

  • Rechtzeitig informieren: Ticketregelungen und Mitnahmebestimmungen der Deutschen Bahn und regionalen Verkehrsverbünde checken.
  • Maulkorb- und Leinenpflicht beachten.
  • Den Hund vorher auspowern und an Decke, Maulkorb und Bahnsituation gewöhnen.
  • Sitzplatz clever wählen und bei längeren Fahrten Pausen einplanen.
  • Mitreisende respektieren und Hundekontakt situationsgerecht zulassen oder ablehnen.

So wird aus der Zugfahrt kein stressiges Abenteuer, sondern eine schöne Reiseerfahrung für Zwei- und Vierbeiner.

Quellenangabe
Beitrag: Anja Kiefer | IVH